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97. Die alte Gruft in der Stadtkirche zu Pulsnitz.

Ein sehenswertes Bauwerk kirchlicher Kunst ist die Stadtkirche in Pulsnitz. Dieselbe wurde in den Jahren 1742 bis 1745 erbaut und am 30. Mai des letztgenannten Jahres eingeweiht. Im Innern birgt dieselbe einen beachtenswerten Altar. Derselbe ist vollständig aus Ton hergestellt und bedeutet ein Kunstwerk der Pulsnitzer Töpferinnung. Er wurde am 9. Oktober 1792 eingeweiht und erregt die Bewunderung Fremder und Einheimischer. Als man im Jahre 1792 den Grund zu diesem Altare grub, stieß man auf eine Gruft, von deren Vorhandensein bisher niemand eine Ahnung gehabt hatte. In dieser Gruft fand man ein goldenes Armband mit den Buchstaben H. W. v. S. V. T. G. F. H. A. N., ein goldenes Medaillon, neun goldene Knöpfe und drei Schleifchen, auch ein Schwert und einen Dolch. Außerdem barg die Gruft zwei Ordensketten. Die eine von diesen stammte von dem durch Kurfürst Christian I. gestifteten Orden, das „goldene Kleinod“ genannt, die andere von dem durch dessen drei Prinzen gestifteten Orden: „Zum Zeugnis brüderlicher Treu und Einigkeit.“

Die aufgefundene Gruft war jedenfalls eine Begräbnisstätte ehemaliger Schloßherren von Pulsnitz, und es dürften die damals gemachten Fundgegenstände an das alte Adelsgeschlecht derer v. Schlieben erinnern.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_218.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)