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79. Bröder’s Denkstein auf dem Kirchhofe zu Grossharthau.

Rechts vom Eingange zur Sakristei der Kirche zu Großharthau befindet sich das interessante Grabdenkmal eines früheren Lehrers Großharthaus. Der Stein, dessen Vorderseite in zwei gleiche Felder eingeteilt ist, trägt folgende Inschrift:

Links: Leichentext Jer. 31, v. 3.
Ruhestätte
des weil. treufleißigen Herrn
Johann Cornelius Bröder,

S. S. Theol. Stud. Kirchen- und Schuldieners allhier. Ward den 4. Okt. 1703 zu Marienberg geb., widmete sich der Gottesgelahrtheit, studierte zu Leipzig und erhielt anno 1732 das hiesige Schulamt, wobey ihm auch bisweilen zu predigen aufgetragen wurde. Verehel. sich eod. anno mit der zur Seiten ruhenden Gattin, verwaltete sein Amt zur Ehre Gottes 46 Jahre. Starb nach einem kurzen Lager sanft und selig d. 5. Juli 1778 in einem Alter von

74 Jahren, 9 Mon. 1 Tg.
Rechts: Leichentext Phil. 1, v. 20.
Ruhestätte
der tugendreichen Frau

Angela Maria, Herrn Martin Gottlieb Kerben, Rechts-Consul. in Mansfeldischen und Fr. Dorothea Elisabeth, geb. Pohlmann älteste Tochter, geb. zu Eißleben d. 25. Dezbr. 1703, verehelichte sich an den hier neben ihr liegenden Gatten 1732 d. 28. Okt., in welcher vergnügten Ehe sie 3 Söhne und 3 Töchter geb., wovon 1 Sohn in die Ewigkeit vorangegangen, sie starb auf Jesu ihren Erlöser den 18. Dezbr. 1777 in einem Alter von 74 Jahren weniger 8 Tagen. –

Dieser Johann Cornelius Bröder ist der Vater des später rühmlichst bekannt gewordenen Christian Gottlob Bröder, der eine s. Z. vorzügliche lat. Grammatik verfaßte, die auf den Gymnasien jener Zeit allgemein eingeführt war. –

Johann Cornelius Bröder war der erste Lehrer Großharthaus, der gleichzeitig auch Theologie studiert hatte und an gewissen Sonntagen predigen mußte, besonders am Nachmittage derjenigen Sonntage, an welchen die Gutsherrschaft im Schlosse anwesend war. Die damalige Besitzerin des Schlosses Harthau, die edle Gräfin v. Flemming, stiftete im Jahre 1731 ein Legat, demzufolge die Lehrer Harthaus künftig Kandidaten der Theologie sein mußten. Im Jahre 1821 wurde aber diese Bestimmung aufgehoben und wieder ein Lehrer angestellt, der nicht Theolog war.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_189.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)