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wurde die Reformation in Harthau eingeführt. Die Kirche, welche bis dahin Pfarrkirche gewesen war, wurde auf eine kurze Zeit Filialkirche von Frankenthal, seit 1575 aber von Schmiedefeld. 36 Jahre hindurch vor Einführung der Reformation war in Harthau kein Gottesdienst abgehalten worden. Die Ortsbewohner besuchten damals die Kirche zu Goldbach, da Harthau keinen Geistlichen hatte und bekam; denn der Bischof wollte keinen evangelischen und die Gemeinde keinen katholischen.

Unter dem Fußboden des Schiffes der Kirche zu Großharthau befindet sich die herrschaftliche Gruft, in welcher die früheren Besitzer des Schlosses ruhen. Hier unten stehen auch die Särge der Gräfinnen Christiane Charlotte von Flemming, geb. Gräfin von Watzdorf, gest. 1738, und Friedericke, Gräfin von Einsiedel. Im Jahre 1779 wurde der letzte Tote in diese Gruft gebettet und zwar der im Schlosse verstorbene Kgl. preuß. Major v. Letöffel. Seit diesem Jahre ist die Gruft nicht wieder geöffnet worden. Dieselbe ist durch große Steinplatten mit starken Eisenringen äußerlich gekennzeichnet, an der Außenseite der Umfassungsmauer des Gotteshauses durch ein kleines Fenster, durch das etwas Licht in die Gruft einfällt.

Harthau um 1840.

Die Glocken der Kirche stammen aus dem Jahre 1793 und wurden von Michael August Weinhold in Dresden gegossen. Die Orgel wurde im Jahre 1821 erbaut und zwar von dem Orgelbauer Trampeli jun. in Adorf. Sie kostete „600 Thaler“.

In große Gefahr kam das Gotteshaus zu Harthau im Kriegsjahre 1813; denn da Harthau an einer alten Heerstraße liegt, hatte es stets viel zu leiden. Die Kirche bildete damals wiederholt die Zufluchtsstätte der Bewohner, aber auch zu Zeiten das Quartier der Franzosen. Das Gotteshaus wurde sogar zum Wacht- und Schlachthaus von diesen benützt. Die Kanonen waren auf dem Kirchhofe aufgestellt und dieser in eine Festung umgewandelt worden. –

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_183.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)