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71. Der aufgefundene Schatz in Schmiedefeld.

Nach einer alten Sage, die in der Stolpener Gegend von Mund zu Mund geht, sollen in Schmiedefeld, wie das auch anderorts geschehen ist, zu Kriegszeiten Schätze vergraben worden sein, um solche vor der Habgier der plündernden Krieger sicherzustellen. Besonders wurde das Geld an recht verborgenen Stellen vergraben. Die betreffenden Besitzer wußten oft nur allein darum. Vielfach befanden sich solche Leute wochenlang auf der Flucht oder in Schlupfwinkeln, fern von der heimatlichen Stätte. Da raffte sie dann wohl schleichende Krankheit plötzlich hinweg. Sie nahmen das Geheimnis mit hinab in das Grab. So mag noch heute manch ein vergrabener Schatz auf die Erlösungsstunde warten.

Daß die Sage aber berechtigt ist, hat am 12. Mai 1898 ein Fund in Schmiedefeld von neuem bestätigt. Der Wirtschaftsbesitzer Hermann Wächter fand im Keller unter seinem Wohnhause beim Wegräumen eines kleinen dortselbst befindlichen Hügels einen irdenen Topf mit 160 Stück Silbermünzen, die alle noch recht gut erhalten und nur teilweise mit Grünspan überzogen waren. Der Topf ging beim Hacken leider in Scherben, wird aber vom Finder aufbewahrt. Das Gepräge sämtlicher Münzen war noch sehr scharf. Unter diesen Münzen befanden sich preußische, kursächsische und österreichische. Der Fund enthielt 5 Speziestaler, die übrigen Münzen waren zumeist markgroße Stücke, zum größten Teile 1/3 Gulden. Die älteste Münze stammte aus dem Jahre 1750, die jüngste von 1812. Der frühere Wert der aufgefundenen Münzen mag gegen 150 M betragen haben.

Im Jahre 1813 durchlebte Schmiedefeld seine Schreckenstage. Das Haus, in dessen Keller der erwähnte Schatz am 12. Mai 1898 aufgefunden wurde, war eins von den wenigen Gebäuden des Dorfes, die an jenem Schreckenstage von den Flammen verschont worden waren. Wie der jetzige Besitzer erzählte, habe in diesem Hause damals ein Gemüsehändler mit Namen Hempel gewohnt. Wahrscheinlich war von diesem das aufgefundene Geld in Sicherheit gebracht worden. Derselbe ist aber jedenfalls ein Opfer des Nervenfiebers geworden und hat das Geheimnis von dem vergrabenen Schatze mit in das Grab genommen.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_174.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)