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für 60 bis 70 Pferde, und wiederholt reichten die Stallungen nicht zu. Auch hatte der Fuchswirt selbst 12 Pferde, und trotzdem waren an vielen Tagen noch 30 bis 50 Pferde zur Vorspanne aus der Umgegend nötig. Ein großer Futterkasten, der noch jetzt vorhanden ist und 12 Scheffel Hafer faßt, mußte täglich 2 bis 3mal gefüllt werden. Im Durchschnitt wurden jährlich 3 bis 5000 Zentner Hafer gebraucht. Besonders lebhaft gestaltete sich der Verkehr zur Zeit der Leipziger Messe, wenn die Kaufleute von Osten nach Westen zogen. Das waren dann Tage, an welchen der Fuchswirt und seine Leute Wochen hindurch zu keiner Ruhe kamen.

Wenn die Postkutscher Schmiedefeld verließen und die Richtung nach Dresden einschlugen oder von da kamen, so stimmten sie in der Nähe des heutigen Schmetterholzes, das damals noch weit ausgedehnter war, ein lustiges Stücklein auf dem Posthorne an, sodaß es weit in den Wald schallte und herrlich wieder herausklang. Und weil die Postknechte in jenem stillen Walde, den die Bautzener Landstraße zwischen Fischbach und Schmiedefeld durchkreuzt, stets ein „Liedlein schmetterten“, so nannte man den Wald „das Schmetterholz“, welchen Namen er heute noch führt. (Vgl. Nr. 73!)

Nachdem die Bahnlinie Dresden–Bischofswerda–Bautzen–Görlitz eröffnet worden war, ließ der Verkehr in Schmiedefeld nach. Mit der Zeit wurde die Personenpost eingestellt, nur zwischen Schmiedefeld und der früheren Haltestelle Fischbach bei Arnsdorf verkehrte täglich zweimal eine Brief- und Packetpost, die gelegentlich wohl auch Personen mitnahm. Mit den Jahren wurde auch diese eingestellt. Der Postmeister von Schmiedefeld hielt nunmehr nur noch so viele Pferde, als er zur Bestellung seiner Felder und zur Verwaltung seines Gutes nötig hatte. Auch im „Fuchs“ wurde es stiller, die meisten Fuhrleute blieben nach und nach aus, da ja nun die Eisenbahn Personen und Güter billiger und schneller beförderte. Wenn mancher Fuhrmann über die neue Einrichtung wetterte und ihr kein langes Bestehen voraussagte, so fand er sich mit der Zeit doch eben auch in das Unvermeidliche und mußte dazu noch zu der Überzeugung kommen, daß der Eisenbahn die Zukunft gehöre.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)