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des Vaterlandes mit huldreichen Augen anzusehen und einer gnädigen Aufnahme zu würdigen. Der allerhöchste Gott lasse Ew. Hochwohlgeb. Excellenz und dero Hoch-Freyherrl. Haus zu aller Zeit seiner besonderen gnädigen Aufsicht befohlen sein, und überschütte dieselben aus der Fülle seines Reichtums mit überschwenglichem Segen! Er erfülle die brünstigen Wünsche aller Redlichen des, durch die gesegneten Bemühungen Ew. Hoch-Freyherrl. Excellenz, mit Friede und Ruhe wieder erquickten Vaterlandes,[1] für dero dauerhaftes Glück und hohes Wohlergehen und lasse dieselben, mit vieler vorzüglicher Huld des durchlauchtigsten Chur-Hauses geschmückt, zum Heil des ganzen Landes, mit muntern Kräften, bis in die spätesten Jahre arbeiten! Mit diesem ehrfurchtsvollen Wunsche empfehle Ew. Hoch-Freyherrl. Excellenz mich zu hoher Gnade, und beharre mit tiefstem Respect

Stolpen, den 25. Septbr. 1764
 Ew. Hoch-Freyherrl. Excellenz unterthänigster
 M. Carl Christian Gercken.“ –

M. Carl Christian Gercken wurde am 19. Oktober 1731 zu Stolpen geboren, wo sein Vater, Christian Ernst Gercken, Archidiakonus war. Seinen ersten Unterricht erhielt er in der Schule seiner Vaterstadt. Diese Stadtschule stand damals unter dem Rektor M. Nestler und hatte weit und breit einen guten Ruf. Im Jahre 1745 kam Gercken wohlvorbereitet auf die Kreuzschule zu Dresden und hat daselbst „als Con-Rector studiret“. Seine Lehrer waren der berühmte Rektor Christian Schoettgen und Eph. Kretzschmar. „Nach getaner öffentlichen Valediction“ (Abschiednehmen, Abschiedsrede) bezog Gercken im Jahre 1750 die Universität Leipzig und hörte die dasigen berühmten Lehrer in Philosophicis und Theologicis, und hielt als Senior am Geyer’schen Freitische sowohl anno 1752 als anno 1753 die gewöhnliche Gedächtnisrede im „Auditorio Philosophico.“

In Wittenberg holte er sich 1753 den Magistertitel unter dem Dekanat Professor Christian Crußi. Darauf verließ Gercken Leipzig und ließ sich den 3. Oktober desselben Jahres „pro Candidatura“ vor dem Oberkonsistorium zu Dresden prüfen. Darauf kehrte er in seine Vaterstadt und in’s Vaterhaus zurück und übte sich hier, wie er selbst erzählt, im Predigen. Das letzte Jahr vor seiner Beförderung in die künftige Amtsstellung war er als „Privat-Informator Gülden“ im Hause des Herrn Amtsmannes tätig. Im Jahre 1755 berief ihn der Rat der Stadt Stolpen „zu dem erledigten Diakonat“, wozu er am 17. Aug. die Probepredigt ablegte, worauf den 22. August zu Dresden die Ordination und Konfirmation, der wirkliche Amtsantritt aber erst am 31. August des genannten Jahres erfolgte. In dieser Stellung war Gercken bis zum Jahre 1771 tätig, darauf wurde er als Pastor von Stolpen angestellt. Als solcher wirkte er hier bis zu seinem Tode, der ihn 1795 in das Jenseits abrief. – Vermählt ward Gercken 1757, den 11. Oktober, mit Christiane Renata, der ältesten Tochter des Kurfürstl. Sächs. Accisinspektors Joh. Gottfried Barthel zu Pulsnitz, der später Amts-Steuer-Einnehmer zu Stolpen wurde.

Carl Christian Gercken muß schriftstellerisch sehr tätig gewesen sein; denn davon zeugt zunächst seine über Stolpen verfaßte Chronik. Es ist dieses Werk aber nicht das einzige von ihm verfaßte Buch. Er führt selbst noch einige Schriften an, z. B.


  1. Bezieht sich auf den Friedensschluß des 7jährigen Krieges 1763 zu Hubertusburg.
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_130.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)