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54. Der Schlossbrunnen zu Stolpen.

Partie aus Stolpen.

Eine große Sehenswürdigkeit der romantischen Burgruine zu Stolpen ist der alte Schloßbrunnen. Derselbe befindet sich zwischen der ehemaligen Burgkapelle und dem Fürstenplatze. Dieser Brunnen, von einer Mauer schützend umgeben, wurde in den Jahren 1608 bis 1632 erbaut. An seiner Herstellung hat man also 24 Jahre hindurch gearbeitet und zwar ununterbrochen. Ursprünglich betrug seine Tiefe 82 m, aber mit der Zeit ist ein großes Stück verschüttet worden. In Kriegszeiten stürzten die Preußen 1756 und die Franzosen 1813 alle die auf der Burg erbeuteten Waffen in die gähnende Tiefe des Schloßbrunnens. Im Jahre 1883 ließ man durch Bergleute diesen Brunnen säubern und das einst hier Versenkte wieder an das Tageslicht befördern. Im Mai trafen unter Führung eines Obersteigers vom Carolaschachte bei Deuben drei Bergleute ein, die den Schloßbrunnen räumen sollten. Sie gingen sofort an die Arbeit. Verschiedene Basaltsäulen der Brunnenwandung hatten sich gelockert und mußten darum losgesprengt und in die Tiefe gestoßen werden, damit das Ein- und Ausfahren ohne Gefahr vor sich gehen konnte. „Nach der Auszimmerung der Wände begann das Herausschaffen der Massen. Wochenlang gab es nichts als Steine und Schutt. So wurde den ganzen Sommer hindurch gearbeitet. Im Herbste endlich kam man auf Kriegsmaterial; Teile von Kanonen, Flintenrohre, Kugeln u. s. w. wurden in Menge zu Tage gebracht. Im Sommer 1884 erreichte man die Sohle des Brunnens in einer Tiefe von 82 m. Wasser sickerte nur spärlich durch das Basaltlager. Die Hoffnung

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_119.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)