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52. Die Stolpener Kirchenglocken.

Geschichtliches Interesse haben die drei Kirchenglocken zu Stolpen. Sie bedeuten ein Stück Stadtgeschichte. Diese Glocken haben ein ehrwürdiges Alter und tragen lesenswerte Inschriften. Die große Glocke hat folgende Inschrift:

„Goss mich Michael Weinhold in Dressden Anno 1724.

Qui colit Eusebien pariter cum Marte tremendo.
Perpetua Augustus gloria Saxonidum,
Eusebiae Martem junxit fecitque Verendae
Pacis opus, divi quod modo Martis erat.

Friedericus Augustus Rex Poloninarum, Elector Saxoniae.
(Darunter befindet sich das Kgl. Poln. u. Churfl. Sächs. Wappen.)
M. Valentinus Godofredus Herckliz, Superintendens Bischofferdensis.
Johannes Andreas Hagenmüller, Praefektus Stolpensis.
Gott pflegt an diesem Ort offt seinen Weg zu lehren,
Kommt Sonn- u. Werckel-Tags, säumt nicht, seid schnell zu hören.“ –

Der auf der großen Glocke angeführte Vers hat im 18. Jahrhundert durch einen poetisch begabten Mann Stolpens folgende Übersetzung erhalten:

„Augustus, dessen Herz so fromm als tapfer ist,
Der Sachsen höchster Ruhm, den keine Zeit vergißt,
Läßt dies, was ehedem mit Feinden mußte streiten,
In goldner Friedens-Zeit zum Andachts-Tempel läuten“.

Hierzu ist zum bessern Verständnis des Inhaltes dieses Verses folgendes erläuternd zu bemerken:

Bei dem furchtbaren Brande am 4. März 1723 war auch das nahe Schloß nicht verschont geblieben. Mehrere bronzene Kanonenrohre waren durch die furchtbare Glut geschmolzen. Zwei derselben schenkte der vormalige Kurfürst August der Starke der so schwer heimgesuchten Stadt Stolpen zum Guß der neuen Glocken für die Stadtkirche.

Die mittlere Glocke trägt folgende Inschrift:

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_116.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)