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Karl Samuel Senff, der daselbst von 1692 bis 1729 als erster Prediger wirkte. Die betreffende Schrift betitelt sich:

„Historische Beschreibung des entsetzlichen Brandes, welcher den 4. März 1723 die Stadt und Bergfestung Stolpen betroffen“. –

Diese Schrift ist zu Budißin (Bautzen) bei David Richter noch in demselben Jahre gedruckt worden und hat einen Umfang von 3 Bogen. Auch M. Christian August Freyberg, wohlverdienter Rektor der Sankt Annenschule zu Dresden, hat dieses Brandunglück Stolpens näher beschrieben und zwar in der Schrift:

„Historische Nachricht von der Meißnischen Stadt Stolpen und dem göttlichen Feuergerichte, welches anno 1723, den 4. März, über dieselbe ergangen.“

Die betreffende Schrift ist zu Dresden 1723 beim Hofbuchdrucker Stößel gedruckt worden und hat einen Umfang von zwei Bogen. –

Der damalige Kurfürst, August der Starke, nahm sich der armen Abgebrannten Stolpens landesväterlich an. Am 19. April 1723 ließ er zum Besten der Bürger und zum Wiederaufbau der niedergebrannten geistlichen Gebäude in seinem ganzen Lande eine Sammlung veranstalten. Auch ordnete er an, daß aus den königlichen, bez. kurfürstlichen Waldungen zum Aufbau aller öffentlichen Gebäude die dazu nötigen Baumstämme geschlagen werden sollten. Gern hätte es der Kurfürst gesehen, wenn die wiederaufzubauende Stadt nun auf die Südseite der Festung gekommen wäre. Er bot zu diesem Zwecke in hochherziger Weise der Stadt als Bauplatz den Tiergarten zum Geschenk an. Allein man wollte die liebgewonnene, trauliche Stätte der Väter nicht verlassen und machte von dem freundlichen Angebote des treusorgenden Fürsten keinen Gebrauch. Und so steht die Stadt Stolpen noch heute auf der Mitternachtsseite des Burgberges.

Auch die Nachbarstädte zeigten sich gegen Stolpen im hohen Grade opferwillig und leisteten den Unglücklichen hilfreiche Hand. Selbst aus Preußen und Schlesien, aus Thüringen, Bayern und Böhmen trafen gesammelte Gelder ein.

„Zum Gedächtnis dieser göttlichen Heimsuchung feierte Stolpen bis in das 19. Jahrhundert herein alljährlich am 4. März einen Buß-, Bet- und Danktag, an welchem sowohl Vor-, als auch Nachmittags über gewisse auserlesene Texte gepredigt, am Tage vorher aber Betstunde gehalten wurde.“

Wie Stolpen nach dem Brande am 4. März 1723 wieder aufgebaut ward, so ist es in der Hauptsache bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben. Gott schütze dieses traute Städtchen vor ferneren Heimsuchungen!

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_115.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)