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Leiter herüber, und auf diese Art bringt er die Kinder nebst dem Mädchen glücklich in Sicherheit. – Edler Mann! Schade, daß die Geschichte deinen Namen verschweigt! – Als die Mutter aus der Kirche kam und erfuhr, daß ihr Haus schon fort sei, so war sie dennoch nicht ungeduldig darüber, da sie nur ihre Kinder lebendig vor sich sah, obgleich der Verlust, der sie allein betraf, mehr als 1500 Taler betrug.“ –

Auf hohen Befehl wurden am 4. Juli von den Beamten und Forstbedienten alle Häuser, Ställe und Scheunen besichtigt und der Schaden geschätzt. Hierauf wurde der Sachverhalt an den Kurfürsten berichtet, und der edle Landesvater half den so schwer Geprüften, soweit es in seiner Macht stand. Alle von der Wasserflut Beschädigten erhielten auf fürstlichen Befehl Holz zum Bauen und zum Ausbessern der zerstörten Gebäude unentgeltlich geliefert. Doch stellte es sich heraus, daß in den benachbarten Wäldern nicht genug Bauholz vorhanden war, deshalb empfingen die übrigen Geschädigten Geld, um das nötige Bauholz von auswärts beziehen zu können.

Ohne Beihilfe des edlen Kurfürsten wären sicherlich viele Sebnitzer Bewohner damals an den Bettelstab gekommen. Viele Jahre hat es gedauert, ehe alle die zerstörten Häuser wieder aufgebaut waren. Dazu brachten die zum Teil mit Geröll und Sand überschütteten Felder, Wiesen und Gärten viele Jahre hintereinander keine reichen Ernten. Der 22. Juni des Jahres 1714 wird von den Sebnitzern wohl niemals vergessen werden. Gott schütze aber Sebnitz vor der Wiederkehr solcher Schreckenstage!

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_101.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)