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schöngelegenen und von Bergen eingerahmten Kirchdorfe Bühlau vorüber und bemerken sogleich, wie die Wesenitz in den Dienst der Menschen treten muß. Mühle reiht sich an Mühle. Hie und da hat man an den Bergabhängen Steinbrüche angelegt. Schöner Granitstein wird hier gewonnen, den man zum Bau der Häuser und zum Beschütten der Straßen verwendet. Nach ½stündiger Wanderung im kühlen Grunde gelangen wir an das untere Ende von Schmiedefeld. Wir kreuzen den Weg, der vom Dorfe aus nach der Pappfabrik Schmiedefeld führt und wenden uns weiter talabwärts. Nach wenigen Minuten kommen wir an der Scheibenmühle vorbei. Unser Pfad führt an den dicht bewaldeten Abhängen des rechten Wesenitzufers bald auf-, bald abwärts und bringt uns in kurzer Zeit nach der vollständig im Wald versteckt liegenden Buschmühle, der Perle des mittleren Wesenitztales. Hier führt eine uralte Brücke hinüber auf das linke Ufer der Wesenitz. Wir betreten den Hofraum der vielbesuchten Buschmühle und lassen uns Stärkung reichen. Wie köstlich mundet hier in dieser Einsamkeit ein Glas Bier oder eine Tasse Kaffee! – Im Hofe der Buschmühle stehen hart am Ausgedinge zwei stattliche, orientalische Bäume, die im Jahre 1824 ein früherer Besitzer der Buschmühle von einer Orientreise als kleine Pflanzen mitbrachte und zur Erinnerung an seine Orientfahrt im Hofe der Buschmühle anpflanzte. – Einige hundert Schritte oberhalb der Buschmühle, am linken Wesenitzufer, befindet sich eine größere Höhle und vor dieser eine große Steinhalde. Hier haben wir eine Stätte vor uns, an der man noch im Anfange des 19. Jahrhunderts nach Gold das Erdreich eifrig durchsuchte, weshalb man diese Höhle als die Goldhöhle bezeichnet. Noch in den Jahren 1840–1850 verkehrte täglich in der Buschmühle ein „Steyermärker“, der nach Gold das Erdreich in der Goldhöhle und den Flußsand der Wesenitz durchforschte. – Von der Buschmühle aus führt ein schattiger Weg im Tale abwärts bis zur Stadtmühle oberhalb Neudörfels. Noch ehe man diese erreicht, grüßen herab in das Tal von einer steilen Felswand zur Linken die von uralten Linden und Eichen überschatteten Berghäuser. Wenige Schritte unterhalb der Stadtmühle wendet sich ein Weg links ab und bringt uns nach kurzer Wanderung und sanfter Steigung hinauf nach dem

Liebethal um das Jahr 1830.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 096. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_096.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)