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42. Die Hochburkersdorfer Linde.

Lohmen um das Jahr 1830.

Am Wege von Stolpen nach Rathewalde steht ein uralter Baum, der in meilenweiter Runde unter dem Namen „Die Hochburkersdorfer Linde“ bekannt ist und ein sichtbares Wahrzeichen der Stolpener Gegend bildet. Vom Standorte dieser Linde aus hat man bei heiterem Wetter eine der schönsten Fern- und Rundsichten über die Sächsische und Böhmische Schweiz, weit in die nördliche und östliche Lausitz, sowie über das ganze östliche Erzgebirge. Leider ist diese uralte Linde vom Zahne der Zeit sehr benagt worden. Sie besteht gegenwärtig nur noch aus einem gegen 4 m hohen Stumpf. An mehreren Stellen sind neue Triebe zu finden, die büschelartig ineinander verwachsen sind. Vor Jahren trug diese Linde noch eine stattliche Baumkrone. Der Sturm hat sie wiederholt arg beschädigt. Früher führte in das Geäst eine Treppe empor zu einer Art Podium mit Tisch und Bänken. Tausende haben im Laufe der Zeit hier oben geweilt und sich an dem herrlichen Rundblicke ergötzt. Zu den Besuchern zählten ehedem sogar die hochseligen Könige Anton und Johann, die beide mit großer Vorliebe hier weilten. Im Jahre 1813 besuchte auch Napoleon die Hochburkersdorfer Linde und hielt von hier oben aus Umschau über das Gelände nach Böhmen zu. Vor einigen Jahren lebten noch Leute in dem nahen Hochburkersdorf, die sich an Napoleons Aufenthalt hier lebhaft erinnern konnten.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 091. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_091.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)