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32. Das Kriegslager bei Fischbach im Jahre 1813.

Eine geschichtlich denkwürdige Stätte bilden die nördlich an das Dorf Fischbach grenzenden Grundstücke. Da Fischbach hart an der Bautzener Landstraße, einer alten Heerstraße liegt, hat es in Kriegszeiten viel dulden und leiden müssen. Das für Sachsen verhängnisvolle Kriegsjahr 1813 war für Fischbach besonders wegen der nahen Heerstraße sehr unheilbringend. Die Not erreichte für den Ort in den Monaten August, September und Oktober des genannten Jahres den höchsten Grad. Genug schon hatte das Dorf in den vergangenen Monaten desselben Jahres leiden müssen. Bei den vielen Durchmärschen von Militär aller Gattungen war Fischbach vollständig ausgeplündert worden. Doch am größten wurde die Kriegsnot erst Ende Juli des Jahres 1813. Über 13 000 Mann Franzosen hielten eines Tages ihren Einzug und errichteten auf den Feldern nördlich vom Dorfe ein festes Lager. Die ausgehungerten Truppen zehrten fast plötzlich den noch gebliebenen Rest aller Nahrungsmittel in Fischbach für Mensch und Tier auf und schleppten dann, nachdem in dem Dorfe Fischbach nichts mehr zu haben war, aus der Umgegend zusammen, was nur zu erreichen war. Da die französischen Soldaten auch die nächstliegenden Dörfer Seeligstadt, Arnsdorf, Wilschdorf und Rennersdorf ausgeraubt hatten, zogen sie ihre Kreise immer weiter und brachten selbst aus der Gegend von Kamenz und Königsbrück Lebensmittel herzugeschleppt.

Zum Bau von Baracken und zur Unterhaltung der unzähligen Nachtfeuer rissen die Franzosen Zäune, Schuppen und Scheunen ein, warfen das Dachwerk von den Häusern und schafften alles in’s Lager. Im Oberdorfe zu Fischbach, von der Schule bis hinaus an die Bautzener Straße, war weder eine Scheune noch ein Schuppen zu finden. An den Wohnhäusern fehlten

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 074. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_074.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)