Seite:Was die Heimat erzählt (Störzner) 062.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

besonderes Zeichen hätte, dann würde man einen sicheren Anhalt haben. Gewiß ist aber der Schwedenstein in hiesiger Kirchhofsmauer ein Gedenkstein an irgend ein geschichtliches Ereignis; denn wie in der Jetztzeit Denkmäler aufgerichtet und Bäume gepflanzt werden zur Erinnerung an wichtige Vorgänge im Vaterlande, an berühmte Personen u. s. w., so ist sicher solcher Brauch auch schon in früheren Jahrhunderten vorhanden gewesen. Wenn der Schwedenstein reden könnte, dann würde er uns sicherlich viel erzählen von den Leidenstagen unserer Väter, von wichtigen Ereignissen in der Gemeinde, im Vaterlande. Er bedeutet ein Stück Orts- und Vaterlandsgeschichte. –


24. Eine denkwürdige Hausinschrift.

An dem Wohnhause des im Jahre 1799 erbauten Gutes Nr. 31 in Arnsdorf bei Radeberg befindet sich über der Haustüre eine größere Holztafel mit folgender Inschrift:

„Verehre die Gottheit, die alles erschuf!
Das ist der Menschheit ihr erster Beruf.
Erkenne dich selbst, vergib deinem Feind,
Behandle einen jeden als Bruder und Freund.
Glaube ein Wesen, das über dir wohnt,
Das Böse bestraft, das Gute belohnt.“

Über die Entstehung dieser Tafel wird folgendes erzählt: Im Jahre 1813 lag in diesem Gute viele Wochen hindurch ein französischer Offizier im Quartier. Derselbe war ein Mann von großer Herzensgüte und duldete nicht, daß seine Untergebenen plünderten und die Leute „drangsalierten“. Ja, er war bestrebt, die Not der Bewohner zu lindern, so viel er vermochte. Solange er in Arnsdorf sich im Quartier befand, hatten die Bewohner des Oberdorfes, zu dem jenes Gut gehört, Ruhe vor plündernden Franzosen. Kurz vor seinem Aufbruche von Arnsdorf ließ jener menschenfreundliche Offizier die obenerwähnte Tafel mit jener Inschrift unter dem einen Fenster seines Wohnzimmers anbringen und zwar mit der Bitte, diese Tafel zur bleibenden Erinnerung nicht zu entfernen. Dieser Bitte sind denn auch die Besitzer dieses Gutes bis heute getreulich nachgekommen und haben die Tafel

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 062. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_062.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)