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wieder herzustellen. Unter ihm blühte das Rittergut Kleinwolmsdorf sichtlich empor. Weithin war Herr v. Döhlau bekannt unter dem Namen: „Der neue Wolmsdorfer Herr.“ Im Herrenhause des Schlosses zu Wolmsdorf entfaltet Herr v. Döhlau ein Leben, wie es seiner Stellung und dem Geschmacke und Luxus jener Zeit entsprach. Wagen vom kurfürstlichen Vorwerk Kleinwolmsdorf, welche Jagdbeute, die Erträgnisse der Fischerei oder Früchte an den Hof nach Dresden führten, traf man zu jener Zeit wiederholt auf dem Wege nach Dresden über Großerkmannsdorf, Ullersdorf, Bühlau, Loschwitz. Den Ort Weißer Hirsch gab es damals noch nicht. – Der neue Wolmsdorfer Herr ritt immer eins der schönsten Pferde des kurfürstlichen Marstalles. Dem Herrn v. Döhlau voran sprengte stets ein Diener in der neuen, geschmackvollen Hoftracht auf mutigem Rosse, um die Bahn freizuhalten. Zwei wohlbewehrte Diener folgten ihrem Herrn und zwar hoch zu Roß.

Das Schäfereigebäude des Rittergutes Kleinwolmsdorf.

Diese Begleitung war damals nicht nur durch die Hofsitte geboten, sondern mehr noch durch die Notwendigkeit. Der Weg durch die Heide war nicht immer gefahrlos. Zwischen der Dresdner Heide und dem Karswalde und der Masseney bei Arnsdorf wechselte in förmlichen Herden das Hochwild, dazu waren Wölfe damals keine seltene Erscheinung. Auch allerhand Gesindel machte die Gegend unsicher. – Als Küchenmeister hatte Herr George Ernst v. Döhlau für die kurfürstliche Küche zu sorgen, außerdem den Landesherrn bei Jagden und Fischfesten in der Umgegend von Radeberg zu bewirten und zu beherbergen, und sehr oft haben die Landesherren bis zu Anfang des 19. Jahrhunderts Einkehr im Herrenhause zu Kleinwolmsdorf gehalten. Der erwähnte Küchenmeister Herr George Ernst v. Döhlau starb im Jahre 1683. In der Familiengruft unter dem Altarplatze der Kirche zu Kleinwolmsdorf liegt er begraben und ruht darin noch heute. – Bei seiner Beisetzung wurden sein kunstreich geschnitztes und gemaltes Familienwappen (3 silberne Fische auf blauem Grunde), sowie sein Degen und zwei schwarze, mit goldenen Inschriften versehene Fahnen in der Nähe der Kanzel aufgehängt und eine den Verstorbenen betreffende Inschrift darunter angebracht. – Wo er so gerne weilte, wollte

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 046. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_046.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)