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zogen nach der Oberpfarre, belagerten diese und drohten, den ernsten Bußtagsprediger vom Tage vorher, zu steinigen. Doch gelang es noch zur rechten Stunde verständigen und einflußreichen Bürgern, die aufgeregte Menge zu beruhigen und den Oberpfarrer, welcher doch nur seine Pflicht getan hatte, vor Tätlichkeiten des Volkes zu schützen. Der Sturm der Aufregung legte sich, und Besonnenheit trat allmählich unter der verhetzten und törichten Menge ein.

Alt-Radeberg: Die Bürgerschule im Jahre 1840.

Oberpfarrer D. S. Richter erlebte aber noch ein zweites Brandunglück der Stadt Radeberg. Nach dem Brande am 13. Juli 1714 entstand die Stadt auf den Trümmern allmählich von neuem und bekam ein freundlicheres Aussehen. Aber am 18. Mai 1741 entstand durch Verwahrlosung und Unvorsichtigkeit abermals ein großes Feuer, das wiederum fast die ganze Stadt in einen Schutt- und Aschehaufen verwandelte. Nur die Kirche, die Schule und 28 Häuser in den Vorstädten blieben vom Feuer verschont. Bei diesem zweiten Brande gingen leider auch die am 13. Juli 1714 geretteten Schriften und Urkunden des Kirchen- und Ratsarchives mit sehr wertvollen Manuskripten und anderen Denkmälern aus der Zeit bis vor Einführung der Reformation in Radeberg verloren.

Oberpfarrer D. Siegismund Richter, der am 13. Juli 1714 jene ernste Bußtagspredigt gehalten hatte, war von 1700 bis 1742 Pfarrer zu Radeberg. Über 60 Jahre hat er in verschiedenen Pfarrämtern gestanden und starb nach einer segensreichen Amtszeit in einem Alter von 87 Jahren und 5 Monaten. Er liegt in der Kirche zu Radeberg begraben.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 036. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_036.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)