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Wolfgangerkapell auf dem freudenbergen, ward von den Hussiten 1430 ausgebrannt“. –

Die Insassen des Klosters sind wahrscheinlich vor dem Herannahen der Hussiten geflohen, oder sie haben unter den brennenden Trümmern ihren Tod gefunden. Das Nonnenkloster wurde nicht wieder aufgebaut, und sein ehemaliges Vorhandensein fiel gar bald der Vergessenheit anheim, so daß uns heute nur noch die Sage dunkle Kunde hiervon gibt.

Noch vor 200 Jahren waren auf dem Freudenberge umfangreiche Gärten und Grasplätze vorhanden. Letztere dienten den Kühen der Stadt als Hutung. An die Gärten stießen die Stadtscheunen. Im Jahre 1713 ließen auf dem Freudenberge der Rittmeister Bruckmeyer und der in Königsee geborene Arzneilaborant Hausen mehrere weitläufige Gebäude aufführen, um die seit dem Jahre 1645 in Radeberg eingeführte Salpetersiederei in größerem Maßstabe zu betreiben, nachdem sie die landesherrliche Genehmigung hierzu eingeholt hatten. Grund und Boden gehörten der Stadt. Doch die beiden Herren hielten es nicht für nötig, den Grundeigentümer um die Bauerlaubnis zu fragen. Mit beispielloser Unverschämtheit ließen sie auch allen guten Rasen „500 Schritte im Quadrat“ ausstechen und umwühlen. Der Rat und die Bürgerschaft erhoben anfangs in aller Güte Einspruch gegen das Gebahren der beiden Männer. Man befürchtete auch für die nahen Stadtscheunen mit Recht ernstliche Feuersgefahr. Doch alle Vorstellungen waren vergeblich. Da kam es so weit, daß sich die Bürgerschaft am 20. September 1714 erhob. Der Gerichtsdiener schlug mit seiner Trommel Alarm. Die Bürger kamen hierauf auf dem Marktplatze zusammen und zogen, von dem „Amtssteuereinnehmer, dem Generalaccisseneinnehmer“, sowie einigen Beamten und Ratsmitgliedern angeführt, in großen Scharen nach dem Freudenberge, erstürmten die Siedehütten und machten sämtliche Gebäude dem Erdboden gleich. Seit jener Zeit hat die frühere Salpetersiederei in Radeberg ihr Ende gefunden. Auf dem Freudenberge entstanden nun wieder freundliche Bürgerhäuser, und er ist noch bewohnt bis auf den heutigen Tag.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 023. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_023.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)