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Es war im Jahre 1768. Der damalige Besitzer der Schloßmühle, Herr Senf, trug sich mit dem Gedanken, die Anlagen seines Gartens zu vergrößern, der den südlichen Teil des sogenannten Schloßberges einnahm. Auf dem Lande, welches außerhalb des Gartens lag und nun zum Garten mit eingezogen werden sollte, befanden sich uralte Schanzen. Dieselben ließ der Schloßmüller ebnen und dann mit Linden bepflanzen.

Beim Graben und Abtragen der erwähnten Schanzen stieß man auf ein altes Mauerwerk. Man grub nun vorsichtig weiter und kam bald auf ein Gewölbe. Dasselbe war gegen 6 m breit und gegen 7 m lang. Die Wände hatten eine Stärke von 5/4 m, ebenso auch die gewölbte Decke. Das Gewölbe war innen weiß übertüncht und ziemlich gut erhalten. Aufgeführt war es in der Hauptsache aus behauenem Sandstein von verschiedener Gestalt und Größe. Der Eingang lag nach Norden und war nur etwas über 1 m hoch. Das Gewölbe selbst war mit Schutt vollständig ausgefüllt.

Alt-Radeberg: Das Archidiakonat um 1830.

Über 50 Jahre blieb das entdeckte Gewölbe völlig unbeachtet, bis der hochverdiente Rentamtmann Preusker zu Großenhain hier Nachforschungen veranstaltete. Das Gewölbe wurde gewissenhaft untersucht, und der Erfolg blieb nicht aus. In diesem unterirdischen Raume entdeckte man kleine Nischen, welche in den Wänden angebracht waren. Die Nischen enthielten verschiedene irdene Urnen, die zum Teil recht gut erhalten waren. Dieselben waren mit unbekannten Zeichen versehen, die man nicht zu enträtseln vermochte. Außerdem wurden Überreste von eisernen Waffen aufgefunden, ferner auch Münzen. Dieselben waren meist aus Kupfer hergestellt und entweder rund oder viereckig gestaltet. Sie stammten aus der Zeit der Kaiser Augustus, Claudius, Commodus

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 019. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_019.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)