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unter der römischen Hierarchie. Sie sind von Kindheit auf gewohnt, daß ihnen das Wort Gottes unentgeldlich geprediget wird. Sie wissen nicht einmahl, und denken also auch nicht daran, daß dieses eine Wohlthat ist. Wie sollten sie also dankbar dagegen seyn?

Man möchte hier einwenden, daß die Landleute zu Anfang und in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts schon in eben dieser Lage gewesen sind, wie jetzt. Ich antworte hierauf: sie wußten doch noch vieles durch mündliche Überlieferungen ihrer Eltern und Großeltern, und sodann haben die Dorfpfarrer solches in ihren Controverspredigten, die dazumahl noch Mode waren, immer wieder erneuert. Nicht zu gedenken, daß sich diese geistlichen Herren in jenen Zeiten noch nicht schämten, ihre Pfarrkinder an die Geschenke zu erinnern.

Endlich muß auch dieses noch in Betrachtung gezogen werden, daß der Bauernstand bey dem erhöheten Preis der Güter, und wegen mehrerer Abgaben von denselben, weit sparsamer ist, als in jenen wohlfeilen Zeiten, da man mit etlich 100 fl. eben so viel Güter kaufen konnte, als man kaum mit so viel 1000 heutiges Tages erwerben kann. Und