Seite:WalserGiftmörderin.pdf/33

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

angezeigt, diese habe ihr dann befohlen, Camillenthee zu machen und es der Tochter zu bringen, welches auch geschah. Erst auf die wiederholte Meldung der Magd, daß die Tochter ihrer Meinung nach sterben müsse, soll die Mutter zu ihr hinausgegangen sein. Sie hatte noch Kaffee für die Tochter befohlen, den aber diese nicht mehr trinken konnte. Als die Mutter Buser ins Zimmer gekommen war, war die Tochter schon todt. Gesicht, Hände und Fuße waren schon eiskalt, die Augen ganz eingefallen, die Lippen blau, ebenso die Finger um die Nägel herum schwarzblau und auch so an den Füßen. Daß Finger und Zehen schwarzblau waren, bemerkte auch der Mühlemacher Friederich Geiger. Das mag Alles etwa 1/2 Stunde nach dem Hinscheid gewesen sein. Wie ich beim Todtbett war, stand Frau Buser neben bei, sprach Anfangs Nichts, auf meine Frage nach den Erscheinungen gab mir die Magd Antwort, die Mutter nicht. Als ich bemerkte, die Tochter sei wirklich todt, sagte sie wieder Nichts, es zeigte sich in ihrem Gesichte nicht die geringste Spur von Trauer. Sie öffnete einen Kleiderschrank und sagte, die und die Kleider müsse man der Tochter anlegen und ihr das neue seidene Halstüchli, das sie erst kürzlich von den Jungfrauen Bohni gekauft habe, ins Grab mitgeben. Unterdessen waren der Müller Buser und der Sohn Heinrich auch ins Zimmer gekommen, dieser letztere machte die Bemerkung: „Mutter, ihr werdet doch das Salomeli nicht selber wollen anlegen?“ Darauf sagte sie, es ist Nacht, man kann jetzt Niemand holen, endlich aber fügte sie bei, man könne „d’Urbene“ (Frau Urben) holen. Den Kaffee, der im Zimmer stand und für die Tochter bestimmt war, hieß sie hinuntertragen und lud mich ein, denselben mit ihr zu trinken, er sei fürs Salomeli gemacht worden. Sie ging dann mit mir hinunter, der Mann und der

Empfohlene Zitierweise:
Johann Ulrich Walser: Die Giftmörderin. J. U. Walser, Arlesheim 1840, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WalserGiftm%C3%B6rderin.pdf/33&oldid=- (Version vom 1.8.2018)