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und 10 Uhr, verlangte sie ein Verhör und Tags darauf um die nämliche Zeit wieder eins und später noch mehrere. Auf die Frage des Statthalters: warum so spät? antwortete sie: es sei wegen der vielen Leute, die sich auf der Gasse sammeln, sie würde ihn sonst nicht so spät bemühen. Wie sehr sie überhaupt bei all’ ihrer innern Verworfenheit an dem Urtheil der Menschen hing, beweist auch der Umstand, daß sie sich jedesmal, wenn’s zum Verhör ging, mit vieler Sorgfalt ankleidete und wohl auch einzelne Kleidungsstücke von der Frau Zuchthausverwalterin entlehnte, wenn ihr die ihrigen nicht gut genug schienen.

Am 24. bekannte sie dem Statthalter: sie habe ihrem Mann in den Monaten Hornung und März l. J. Silberglätte in den Branntwein gethan, aber nur um ihm den Branntwein zu verleiden, es sei ihr leid, wenn dies Ursache an seinem Tode gewesen sei. Am 25 : Der Stockar habe ihr gesagt, er wolle ihr von ihrem Manne helfen und habe ihr dann Etwas in einem Glase geschickt, wovon sie dem Manne gegeben. Sie habe dabei allerdings die Absicht gehabt, den Mann wegzuschaffen und da sie gesehen, daß das von Stockar gegebene Mittel nicht genug wirke, so habe sie ihm später die Silberglätte gegeben.[1] Am 29: „Ich will lieber Alles eröffnen, was ich gemacht habe, denn ich möchte nicht, daß nachher noch Etwas herauskäme, was ich nicht gesagt habe. In der Absicht, meinem

  1. In dem Spezialverhör vom 21. Nov. nahm sie diese letztere Angabe als vom Verwalter aufgezwungen wieder zurück, indem sie abermals erklärte, die Silberglätte nur in der Absicht dem Manne gegeben zu haben, um ihm das Trinken zu verleiden.
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Johann Ulrich Walser: Die Giftmörderin. J. U. Walser, Arlesheim 1840, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:WalserGiftm%C3%B6rderin.pdf/29&oldid=- (Version vom 1.8.2018)