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wieder verloren. Nur einmal dann, zwanzig Jahre später, erhob sich Basel allerdings zu einem Schritt im Birstal, der gleich dem Projekt eines Erwerbs der Waldstädte von ungewöhnlicher Art war. Es schloß mit den Grafen von Tierstein einen Vertrag, durch den sie gegen Zahlung von zehntausendfünfhundert Gulden der Stadt Basel die Schlösser Angenstein und Pfäffingen mit allen Gebieten Rechten und Zugehörden, namentlich auch mit den hohen Gerichten zu Therwil, verkauften und das Schloß und die Herrschaft Tierstein verpfändeten. Dieser schöne Vertrag blieb leider Entwurf; sein Zustandekommen wurde wohl durch Solothurn und den Bischof, vielleicht auch durch Österreich, vereitelt. Daß Basel vor dieser Opposition zurückwich, mag sich erklären aus der allgemeinen Richtung seiner Territorialpolitik. Dieser erschien der Sisgau als das vor Allem zu erstrebende Gebiet, und um dieser Vorliebe willen wurde das Birstal vernachlässigt. Handels- und Verkehrsinteressen beherrschten die Politik und wiesen sie zunächst auf die Gebiete der großen, zu den Hauensteinen führenden Straßen.

Diesem Benehmen Basels gegenüber bietet die solothurnische Expansion ein Schauspiel voll Kraft und Leidenschaft. Unzählige Male schon ist von ihr zu reden gewesen. Von dem Willen, der die Regenten dieser kleinen Stadt stählte und vorwärts trieb; von ihrer Heftigkeit und Dreistigkeit; von ihrer brutalen Verachtung aller Rücksichten; von ihren Erfolgen. Wir haben gesehen, wie Solothurn das ihm unbequeme Basel aus dem Buchsgau wegdrängt und dann weiter vorstößt dem Rheine zu. Der Sisgau läßt ihm keine Ruhe. Es greift auf die Farnsburg; es will sich in Anwil Oltingen Langenbruck Waldenburg Ziefen festsetzen; es hat Absichten auf Pratteln, auf Münchenstein, auf alles Land bis zur Birsmündung. Sewen Büren Hochwald Gempen, das starke Dorneck fallen ihm zu. Jetzt scheint der seit Jahrzehnten erhoffte Ausgang der Tiersteiner die letzte große Gelegenheit zur Bewährung dieser solothurnischen Territorialpolitik zu bieten, die sich ja schon an den Häusern Kiburg Bechburg Froburg Falkenstein erprobt hat. Es geht um das im Birstal und im Lüsseltale gelegene Erbe der einst gewaltigen Dynastie, der ersten und ältesten des Gaues. Hiebei aber trifft nun Solothurn auf ein Basel anderer Art als dasjenige, das ihm in frühern Tagen begegnet war.

Nach Graf Wilhelms Tode am 16. Oktober 1498 bestand das Haus Tierstein noch aus den Brüdern Heinrich und Oswald II., den Söhnen Oswalds I. Wir sehen diese Letzten des einst glorreichen Stammes ruhmlos leben und dahingehen. Ohne irgendwelche Bedeutung sind sie wirklich

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/84&oldid=- (Version vom 1.8.2018)