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und Birs und die hier oben sich kreuzenden Wege. Im Westen an die Herrschaft Gilgenberg, im Norden an Sewen, im Osten an das baselische Amt Waldenburg grenzend, lag sie gerade da, wo das Abbröckeln des landgräflichen Gebietes begann.

Auch in dieser Herrschaft regten sich die Gelüste, seit Alters bestehende Grenzen zu mißachten. Vor Allem mit Basel hatte Junker Christoph Streit wegen solcher Eingriffe, und dieser Streit steigerte sich aufs höchste 1517, als der Ramsteiner Vogt eigenmächtig Grenzsteine auf Basler Boden setzte. Der Rat wies seinen Nachbar zur Gebühr. Aber was halfen solche Verwahrungen? Sie richteten sich an eine Gewalt, deren Wesen und Form auch bei diesem abgelegenen Ramstein als obsolet empfunden werden mußte. Am rätlichsten schien, auch ihr ein Ende zu machen, wie jetzt mit Pratteln und Münchenstein geschehen war.

Am 12. Mai 1518 versprach Christoph, sein Schloß Ramstein mit allen Lasten und Gütern, Rechten und Zugehörden der Stadt Basel käuflich zu überlassen, sofern sie binnen Jahresfrist die Zustimmung des Bischofs als Lehnsherrn erhalte; wenn dies geschehen, sollte der Verkauf gelten, die Übergabe des Schlosses und die Zahlung der Kaufsumme stattfinden. Es war etwas Halbes. Für Basel ohne Sicherheit und für seine Feinde Anlaß zu jeder Intrigue.

Bestimmtes vernehmen wir nicht. Aber daß der Rat sich zu einem Handstreich entschloß, zeigt nicht nur den Geist, der jetzt im Basler Rathause herrschte; offenbar war wirkliche Gefahr im Verzüge. Am Neujahrstage 1519 ließ der Rat durch seinen Waldenburger Vogt Balthasar Hiltprant mit einer Schar Knechte das Schloß Ramstein einnehmen. Der Eilbote, der die Nachricht vom guten Gelingen des Überfalls nach Basel brachte, erhielt ein schönes Geschenk. Auch Hiltprant und seine Helfer wurden belohnt. In die Burg aber kam eine Basler Besatzung unter den Befehlen des Ratsherrn Hans Graf. Zum Vogte der Herrschaft wurde Hans Stehelin ernannt in dem Sinne, daß er die Verwaltung zunächst noch auf Rechnung Christophs von Ramstein führen sollte.

Unterdessen gingen die Verhandlungen über den vom Lehnsherrn zu gebenden Consens. Noch sträubte sich der Bischof. Aber wie dem Kaiser gegenüber bei Münchenstein, so war Basel auch hier im Vorteile dadurch, daß es das Schloß in Händen hatte. Der Rat fühlte und benahm sich schon als Herrn von Ramstein; er vergab die Wiederherstellungsarbeiten an den sehr verwahrlosten Schloßgebäuden, und im Herbste 1521 ließ er die Ramsteiner Bauern in Eid nehmen. Im folgenden Jahre 1522 fand

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/82&oldid=- (Version vom 1.8.2018)