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Am 2. März 1613 verkauften die Brüder Christoph und Hans Truchseß von Wolhusen an die Stadt Basel um achthundert Gulden das Dorf Bettingen samt allen Rechten und Zugehörden.

Mit diesem Übergang in städtische Gewalt beginnt für das Dorf die Zeit ruhiger Entwicklung und einheitlichen Rechtszustandes. Es beginnt auch die Zeit zusammenhängender Bezeugung.

Vielleicht ist schon unter dem Bodinchova einer St. Galler Urkunde von 751 unser Bettingen zu verstehen. Dann aber wird Alles stille. Jahrhundertelang, während der alte Hof des Betting zum Dorfe Bettingen wird, ist keine einzige Erwähnung dieses Bergdorfes zu vernehmen. Zwischen seinen großen eichenreichen Waldungen lebt es abseits von allem Geschehen der Basler Rheinebene. Sein Dasein ist nicht dem Wiesental und der Stadt Basel, sondern den oberhalb gelegenen Rheingebieten zugewendet. Schon die alten Kommunikationswege des Dorfes zeigen seine Orientierung gegen Grenzach und die Chrischonahöhe. In Grenzach und in Wyhlen haben die Bettinger seit Alters Grundbesitz; an die Grenzacher Kirche zehntet die Dorfflur; wie das Christentum zuerst von Augst her in dies Tal eingedrungen sein mag, so gilt in Bettingen noch zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts das Rheinfelder Maß und ist zur gleichen Zeit die Rede von alter Zugehörigkeit zur Herrschaft des Steines Rheinfelden. Wann und auf welchen Wegen Bettingen von dieser Herrschaft an das Basler Bistum und die Bärenfelse gelangt ist, wissen wir nicht. Daß aber Basel in die Beherrschung eintrat, konnte als Notwendigkeit gelten, sobald Basels Machtgefühl nach Erweiterung des Feldes verlangte. Das war in den 1380er Jahren der Fall gewesen und war jetzt wieder der Fall in den 1510er Jahren.

Der Zahlung des Kaufpreises an die Truchsesse 1513 folgten sofort andre Ausgaben, aber auch neue Einnahmen. Jetzt erhielt der Bettinger Vogt sein schwarz und weißes Amtskleid. Auch die kriegerische Zeit griff in die Ruhe des Bergdorfes; im Musterrodel vom April 1513 stehen Michel Schumacher und Conrad Vischer als die ersten Bettinger, die diese Heerzüge mitmachten; sie kämpften bei Novara.

Da die Truchsesse das Dorf als Lehen vom Bischof besessen hatten, war der Consens dieses Herrn zum Verkauf an Basel erforderlich, aber Bischof Christoph verweigerte ihn. Da beschloß der Rat, sich ohne solchen Consens zu behelfen. Er habe das Dorf und die Mannschaft daselbst und die hohe Herrlichkeit als Eigentum erkauft und werde sie als solches bei Händen und Gewalt behalten und nach freiem Gefallen nützen. Erst im

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)