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Sorgfalt und Bedächtigkeit bestimmten die Staatskunst der führenden Gruppe Offenburg-Rüsch-Kilchman.

Nach wenig mehr als einem Jahrzehnt werden wir eine kühnere Periode den Gedanken der Erwerbung Rötelns aufgreifen sehen.


Zuvor tat Basel noch einen Schritt auf dem rechten Ufer durch den Kauf der Herrschaft Bettingen.

Mit diesem Dörfchen war die Stadt schon einmal beschäftigt gewesen. Sie hatte 1385 das Kleinbasler Schultheißentum erworben und dann geltend gemacht, daß zu dem Amt auch die Bettinger Hoheitsrechte gehörten.

Inhaber dieser Rechte war der Edelknecht Arnold von Bärenfels; er trug sie zu Lehen vom Bistum Basel. Derselbe Arnold war aber auch, bis zum Übergange des Kleinbasler Schultheißentums an die mehrere Stadt, Pfandinhaber dieses Amtes gewesen. Von ihm begehrte nun der Rat die Abtretung der Bettinger Rechte, als ob er sie kraft Schultheißentums, nicht kraft bischöflicher Belehnung besessen hätte.

Dem Begehren folgte sofort das Nehmen. Der Rat zog das Dorf an sich; er ließ die Bettinger, im ganzen dreiundzwanzig Männer, huldigen; er ließ auch die Rechte schriftlich beurkunden, die im Bettinger Dinghofe galten. Daß dann 1391 Arnold von Bärenfels die Abtretung der Hoheitsrechte ausdrücklich versprach für den Fall des Nachweises ihrer Zugehörigkeit zum Kleinbasler Schultheißentum, war formelle Anerkennung des Tatbestandes.

Aber diese Beherrschung durch Basel nahm bald wieder ein Ende. Infolge der Wandelungen im Schoße des Rates. Arnold von Bärenfels war 1384 als Feind der Stadt auf zehn Jahre verbannt gewesen, und der Rat hatte sich damals seines Bettingen bemächtigen können; 1395 aber war er Bürgermeister und hatte die Macht, jene Gewalttat wieder aufzuheben. Die Pertinenz der Bettinger Rechte zum Kleinbasler Schultheißentum war gar nicht zu erweisen.

Von da an war Bettingen wieder wie vordem beherrscht durch die Bärenfelse als bischöfliche Lehnsmannen. Bis das Lehen aus ihrer Familie weiterging an die verwandte Familie der Truchsesse von Wolhusen; am 13. September 1472 nahm Bischof Johann die Bettinger Herrschaft von den Herren von Bärenfels auf deren Bitte zurück und lieh sie dem Arnold Truchseß, Sohn des Heinrich und der Judith gebornen von Bärenfels, einer Enkelin jenes Arnold von 1391. Von den Truchsessen ging dann Bettingen an Basel über.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/68&oldid=- (Version vom 1.8.2018)