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fühlten und betrugen. Basel war wieder und wollte nun auch formell wieder sein, was es vor Antwerpen gewesen war: eine Freistadt. Wenige Jahre nach dem Rottweiler Bunde sprach es dies deutlich aus, die ihm zukommenden Aufforderungen zum Reichsdienste mit der Behauptung freistädtischen Wesens zurückweisend. Und auch hier wieder tritt neben die Worte der Akten das bildliche Zeugnis: noch im Jahre des Todes von Maximilian und des Rottweiler Bundes, 1519, ließ der Rat für den neuen Prunksaal im Rathaus eine Standesscheibe anfertigen, stolz und entschlossen ohne den Reichsschild, unter den vor dreißig Jahren das Antwerpner Privileg die Baselschilde gebeugt hatte.

Kaiser Maximilian war gestorben über den Vorbereitungen für die Wahl seines Enkels Karl von Spanien zum römischen König. Aber sofort nach seinem Tode begann der heftigste Kampf um diese Nachfolge. Neben Karl strebte der französische König Franz nach der Krone. Es war eine Rivalität, in der auch die Eidgenossenschaft Partei zu nehmen hatte. Sie erklärte sich mit Entschiedenheit gegen den wälschen Prätendenten, doch ohne sich für Karl auszusprechen; dieses Traktandum verband sich auch mit der Angelegenheit des Herzogs Ulrich von Württemberg und seines Kampfes wider den Schwäbischen Bund.

Wir sehen die Tagsatzung mit den Gesandten Zevenberghen Solier Pace verhandeln und folgen auch den Beratungen der einzelnen Orte. Basel will nur einen deutschen Fürsten als Haupt des Reiches; aber wenn König Franz zu den Waffen greifen sollte, so wird es auch dem Spanier die Truppenwerbung gestatten.

Es ist wiederum ein Schauspiel voll Leben, wie die allgemeinen Weltdinge in Basel ihren Spiegel finden in Literatur und heftigen Parteiungen. Einer ist wider den andern. Die Bauern überm Rhein aber spotten, daß der Stier von Uri in Mailand umgekommen und die Kuh seither eine Witwe gewesen sei, bis man ihr einen andern Mann, den Franzosen, gefunden habe, und daß sie nun in Basel die Hochzeit halten wolle. Auch innerhalb des Rates bilden sich die Gruppen.

All das Auf und Nieder, Für und Wider ist umgeben durch die farbenreiche und immer neue Bewegung, die zum Reize dieses internationalen Sammelpunktes gehört, und durch eine Fülle politischer Probleme und Arbeiten: die eidgenössischen Geschäfte, den Kampf mit dem Bischof, die territorialen Unternehmungen, die Besuche hoher Herren und Diplomaten. Zur selben Zeit, da der Sekretär des verstorbenen Kaisers Max mit dem

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/61&oldid=- (Version vom 1.8.2018)