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Am 18. Februar erließen Neuer und Alter Rat samt den Sechsern und den Zuboten diese Ordnung.

Da hienach weder der ganze Große Rat den Kleinen Rat, noch die ganze Zunft ihre Meister und Sechser wählte, so bedeutete die Ordnung ein Zurückweichen hinter die am 9. Februar dem Rat abgedrungenen Zusagen.

Wir kennen den Gang der Verhandlungen nicht. Aber es wird dabei kaum an stürmischen Szenen gefehlt haben. Wenn auch nach Angabe des Chronisten die Ordnung mit einhelligen Stimmen erlassen wurde, so zweifeln wir nicht, daß diesem Ende Debatten und Mehrheitsbeschlüsse vorangegangen sind. Die Zuboten der Gemeinde waren in der Minorität gegenüber Räten und Sechsern, die über ihrem alten und anerkannten Rechte wachten und sich nur zum Zugeständniß einer sehr beschränkten Teilnahme von Gemeindevertretern bereit fanden.

In der Hauptsache war wieder die alte oligarchisch gerichtete Ordnung des Regimentes zu Recht erkannt; nach Kurzem, 1533, sollte diese Restauration ihre Vollendung finden.

Noch Eines blieb zu tun übrig: die Ergänzung des seit dem Ausschlusse der Zwölfe sowie dem Tod eines Mitgliedes noch immer unvollständigen und als Rumpfsenat amtierenden Rates. Es geschah dies durch Ergänzungswahlen, die nach den Vorschriften der neuen Verfassung am 26. Februar vorgenommen wurden; am 27. Februar, einem Samstag, nahmen die Gewählten ihre Plätze im Rat ein.

Nach drei stürmischen Wochen war jetzt die Obrigkeit wieder konsolidiert.


Die Volkserhebung, deren Verlaufe seit dem Dezember 1528 bis hieher wir gefolgt sind, hat im Kirchlichen zu einem dauernden Erfolge geführt. Der politische Sieg aber geht rasch wieder verloren.

Der Rat wird konfessionell gestaltet und erhält damit die Einheitlichkeit, deren er zu seinem Kirchenregimente bedarf. Als weltliche Obrigkeit tritt er nach momentaner Demütigung wieder in den Besitz der fast ungeminderten früheren Macht; wobei aber die letzten Träger der alten großen Tradition aus ihm weichen und die seit der Revision von 1521 in ihm vertretene Menschen- und Regentenart durchaus dominiert.

Wie der Siegerfreude Ökolampads die schwere Sorge um bevorstehende fernere Kämpfe beigegeben ist, so muß auch dieser restaurierte Rat die Bänglichkeit seiner Aufgabe fühlen. Nicht nur die kirchliche Reformation hinterläßt ihre Enttäuschten. Auch hier äußert sich im Volke der Unmut.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 523. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/544&oldid=- (Version vom 1.8.2018)