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zu St. Alban Hieronymus Bothanus; zu St. Elisabeth (St. Ulrich) Thomas Girfalk; im Münster der alte Weihbischof und frühere Inhaber der Dompredikatur Telamonius Limperger, und schon bald trat hier Ökolampad als Inhaber des Pfarramtes an Limpergers Seite.

Noch vernehmen wir im Laufe des Monats März die Bestimmungen über Auftun der Klöster und die Verhandlungen mit den Klosterleuten; ferner die Ratserlasse, durch die allen Pfaffen die Beseitigung ihrer Haushälterinnen befohlen und der Schluß einer ordentlichen Ehe gestattet, sowie überdies allen Pfaffen und Mönchen in Gemäßheit der Ordnung von 1525 auferlegt wurde, den Bürgereid zu schwören oder die Stadt zu räumen.

Dann aber bildete den ersten großen Abschluß der reformatorischen Bewegung die „Reformationsordnung“, am 1. April 1629 erlassen durch Bürgermeister Kleinen und Großen Rat und die speziell für dieses Geschäft aus der Gemeinde Beigeordneten. Sie war Kirchenorganisation und Sittengesetz und hatte darzulegen, in welcher Weise die „verworfenen Mißbräuche durch wahren Gottesdienst ersetzt, die Laster abgestellt und bestraft“ werden sollten. Indem sie die Art der Verkündigung christlicher Lehre bestimmte, für die Ausbildung und Tätigkeit der Predikanten usw. sowie für die Einteilung der städtischen Pfarreien Vorschriften gab, die Sakramente darstellte, das Eherecht und die Bestrafung von Übertretungen regelte, war sie die feierliche Kodifikation des von nun an in Basel geltenden kirchlichen und religiösen Wesens.


Nichts als Vernichtung Tempelraub Tyrannei sah Amerbach in dem Geschehenen, und dabei welchen Betrug! Solle denn allein auf Ökolampads Lippen Christus wohnen, er allein der echte Erklärer des Evangeliums sein? Auch um die edeln Studien, um die guten Sitten sei es von nun an hier geschehen. Ähnliches fürchtete Glarean, und im fernen London klagte Tunstall über diesen tiefen Sturz der berühmten Stadt Basel. „Das Gemeinwesen ist verdorben“, urteilte Cantiuncula, „die Kirchen sind profaniert, Geschlechter Familien Freundschaften zerrüttet.“

Von der andern Seite schallte Triumph. „Was unmöglich schien, ist möglich geworden“, jubelte Ökolampad, „kein Streit ist mehr unter den Predigern; sie Alle lehren nun aus Einem Munde Christum; die Kirchen, die einst innerhalb derselben Stadtmauer entzweit gewesen, sind nun geeint; die alten Götzen in Asche und Vernichtung gesunken.“ Dem Ambrosius Blaurer erschien das Ganze als eine freudenvolle, schier unglaubliche Erneuung, dem Marx Bertschi als eine Änderung bürgerlicher und kirchlicher Zustände, wie Basel seit seinem Bestehen keine erlebt habe.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 518. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/539&oldid=- (Version vom 1.8.2018)