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Seit dem Ausschlusse der Zwölfe am 9. Februar war der Rat nicht mehr komplett, sondern tatsächlich ein Rumpfsenat. Aber er führte auch als solcher, da er nunmehr einheitlich im evangelischen Sinn orientiert war, die Geschäfte bis zu einer ordentlichen Neubestellung des Regimentes weiter. Mit der durch die Umstände befohlenen Raschheit und Klarheit.

Das Erste war, die Beseitigung der Heiligenbilder usw. zu vollenden. Auf das unordentliche Verwüsten folgte jetzt durch die vom Rat überall hin gesandten städtischen Werkleute das systematische Fertigmachen. Die Wandgemälde wurden überweißelt, die noch vorhandenen Steinskulpturen und Altäre zerschlagen, aus den kirchlichen Räumen überhaupt Alles weggeschafft, was dem ehemaligen Kultus gedient hatte. Der bilderstürmerische Exzeß war so nachträglich durch den Rat legitimiert und zu einer Sache der Ordnung gemacht.

Sofort am 10. Februar besichtigte eine Deputation des Rates den Domschatz im Münster, ohne an seinem Bestande zu ändern, und befahl die gute Schließung aller Türen. Gleiches wird in Kirchen und Klöstern geschehen sein, und im Zusammenhange hiemit stand, daß der Rat jetzt auch die sämtlichen Pflegereien neu bestellte. Durch diese Maßregeln sollte das Kirchengut gesichert werden, sowohl altkirchlichen als neuen und revolutionären Tendenzen gegenüber.

Den Domherren Kaplänen usw. wurde Sicherheit ihres Leibes Lebens und Gutes und völlig freier Wandel wie bisher zugesagt.

Dies Alles war nicht viel mehr als Regelung des Überganges, als Administration. Außerdem aber kam man rasch zu dem großen Beschlusse, der die Fundamente für die neue Basler Kirche legte. An demselben 10. Februar 1529 erließ der Rat ein Mandat, wonach im ganzen Gebiete Basels, zu Stadt und Land, Messe und Bilder beseitigt sein sollten. Keine „papistischen Zeremonien“ wurden mehr geduldet, alle „alten Kirchenbräuche, die Meßfeier, der Horengesang und was überhaupt aus der heiligen Schrift nicht zu begründen war, ganz und gar abgetan“.

Die förmliche Einführung dieses neuen Wesens fand statt am Sonntag Invocavit, 14. Februar. Sämtliche Kirchen zeigten an diesem ersten Sonntage nach der Revolution denselben Anblick; sie standen öde, ohne den gewohnten Schmuck und Glanz; sie alle dienten nun demselben Kultus, und auch auf den in den letzten Wochen leer gebliebenen Kanzeln standen und redeten von nun an evangelische Prediger: zu St. Theodor der bisherige Spitalpfarrer Wolfgang Wissenburg; zu St. Peter Paul Phrygio;

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 517. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/538&oldid=- (Version vom 1.8.2018)