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Gutachten des Augustin Marius über das Opfer der Messe erschien jetzt im Drucke. Ebenso die demselben Thema geltenden und gleichfalls gegen Ökolampad gerichteten Schriften des Dominikanerpredikanten Ambrosius Pelargus. Zu welchen bekannten und zum Teil hochstehenden Kirchenmännern sich auch ein kleiner Humanist gesellte, der St. Leonhardsschulmeister Johannes Atrocianus, und verschiedene Dichtungen — Querela missae, dem Beromünstrer Propst Huldreich Marti, und Nemo evangelicus, dem Bischof Philipp von Basel gewidmet — zu dieser katholischen Literatur der letzten Tage beisteuerte.

Aber als wollte eine innere Notwendigkeit der alten Kirche den Beweis abringen, daß sie noch immer nicht nur zu befehden, sondern auch positiv zu handeln vermöge, erscheint sie während eben dieser Monate in einer Tätigkeit, die an bessere Zeiten erinnert. Sie erhob sich noch einmal zu Reformen. Gegen das trotz Allem in der Priesterschaft verbreitete Schandleben — über das Bonifaz Amerbach sich empörte und der Abt Niklaus von Bellelay dem Domkapitel seine Klagen eingab — richteten sich wiederholte Maßregeln, namentlich der große Erlaß Bischof Philipps vom 25. Mai 1528. Auch für angemessene Versehung der wichtigen Stellen wurde gesorgt. Telamonius Limperger, der schon im Spätjahre 1525 die Dompredikatur hatte abgeben müssen und nur durch die Gunst des Bischofs Christoph noch als Weihbischof belassen worden war, verlor 1527, nach Erhebung Bischof Philipps, auch dieses Amt; wie in der Predikatur, so folgte ihm nun auch im Suffraganat Augustinus Marius. Aber den Ungeschicklichkeiten, die sich Dieser bei seinen Münsterpredigten zu Schulden kommen ließ, und über die gelegentlich auch der städtische Rat sich beschwerte, trat das Domkapitel energisch entgegen; es verwies ihm im August 1528 seine aufhetzerische Predigtweise. Zur gleichen Zeit bemühte es sich, für die erledigte Leutpriesterei von St. Theodor einen tauglichen Mann zu finden; der Kaisersberger Pleban Johann Nicolai wurde aufgefordert, diese Pfarre zu übernehmen. Mitten in den Bewegungen und Unsicherheiten erscheint als denkwürdig auch der Bau, den das Kapitel zu dieser Zeit noch im alten Fabrikhause bei der Pfalz ausführte: die Einrichtung von Räumen für seine Sitzungen und für die Münsterschule.

Zuversicht und Entschlossenheit einer Herrschaft, die sich noch nicht preisgeben will, lebt in allen diesen Handlungen. Auch darin was im Sommer 1528 in Riehen geschah: Einführung eines Meßpriesters und Anordnung der Meßfeier. Unter persönlicher Beteiligung des Bürgermeisters Meltinger; es war ein Vorgehen, das dem Predikanten Kettenacker als Aufreizung zum Tumult erschien, im Grund aber nur Handhabung des vorjährigen Mandates in Sachen der Messe war. Und wie die Neukirchlichen

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 500. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/521&oldid=- (Version vom 1.8.2018)