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damit zufrieden, daß sie nun fünf von „Messe und Götzen gesäuberte“ Kirchen besaß. Das Weiterbestehen von „zweierlei Glauben“ dagegen war und blieb ihr anstößig. Sie konnte keine Ruhe geben, solange nicht die Einheitlichkeit von Predigt und Gottesdienst durch ganz Basel erreicht war, solange ihren fünf Kirchen noch der Gewalthaufen der altgläubigen Gotteshäuser mit elf Ordenskirchen, zahlreichen Stifts- und Pfarrkirchen und Kapellen gegenüberstand.

In solcher Lage kam ihr der Gedanke, es mit einer Unterstützung durch eidgenössische Freunde zu versuchen.

Von einer Gesandtschaft Zürichs an Basel, wegen Beitrittes dieser Stadt zu dem zwischen Zürich und Konstanz geschlossenen christlichen Burgrechte, war schon durch Zwingli geredet worden. Jetzt boten die in Folge der Bilderbeseitigung entstandenen Unruhen noch drängenderen Anlaß zur Intervention; sie brachten auch Bern und Schaffhausen in Bewegung. Bern seinerseits hatte außerdem das Interesse, für die erfolgreiche Arbeit Ökolampads an der dortigen Disputation den Dank zu erstatten, zugleich aber auch Klage zu führen, daß Ecks Schmähbüchlein wider die Disputation in Basel gedruckt worden war.

In den unmittelbar auf das Ratsmandat vom 15. April folgenden Tagen hatte Ökolampad dem Freunde Zwingli ein ausführliches Programm für eine solche Botschaft der drei Städte entwickelt. In der Woche darauf trafen die Gesandten Zürichs und Schaffhausens hier ein, wenige Tage später, noch vor Ende Aprils, die Gesandten Berns.

In der Geschichte unserer Stadt war es ein Moment nicht gewöhnlicher Bedeutung. Alle Geister standen in Spannung. Nicht nur die drei evangelischen Städte kümmerten sich um diese Basler Dinge; auch Luzern merkte auf, wollte vom Rate Näheres erfahren und war bereit, Gesandte herabzuschicken und auch seinerseits hier zum Rechten zu sehen. Dazu kamen Berichte von Rüstungen im Sundgau, vom Plan eines kaiserlichen Heerzuges, von einen Separatverkommnis der Sieben Orte zur Beschirmung des alten Glaubens. Man sah unheimliches „verdorbenes“ Kriegsvolk in Basel herumstreichen, und der Rat selbst warnte davor, sich mit den vielen Fremden einzulassen, die nur Aufruhr und Unglück stiften; die Bevölkerung war voll Unruhe und schien sich sogar zum Bürgerkampfe zu rüsten; in den Häusern wurden Steine u. dgl. bereitgehalten. Wie „hitzig“ der gemeine Mann war, fiel den Gesandten auf.

Für Ökolampad und die Seinen kam Alles darauf an, daß die Gesandten ihr Geschäft nicht vor dem Kleinen Rat abtaten; was bei ihm herauskam,

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 498. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/519&oldid=- (Version vom 1.8.2018)