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„wo eine hohe Schule und gelehrte Leute, wo alte Handschriften und Bücher seien und gute Gelegenheit für Fremde, wo jede der beiden Opinionen Anhänger habe, wo auch eine berühmte Stadt und ein Bischofssitz sei.“

Der Basler Rat — der im Frühjahr 1525 selbst ein Religionsgespräch in Basel vorgesehen, dann aber „aus bewegenden Ursachen“ doch nicht veranstaltet hatte — äußerte bei der Tagsatzung zunächst seine Bedenken gegen den Plan einer eidgenössischen Disputation überhaupt. Jedenfalls aber verwahrte er sich, dem Ökolampad widersprechend, gegen die Veranstaltung in Basel, wobei er aber nur nebensächliche Gründe dieser Ablehnung nannte; in Wahrheit wollte er die Disputation nicht in seinen Mauern haben, weil bei dem vorauszusehenden Siege der Altgläubigen eine Erhebung der großen evangelisch gesinnten Partei in der Bürgerschaft zu erwarten war.

Am 20. März 1526 beschloß die Mehrheit der Orte (ohne Basel) die Abhaltung der Disputation, und zwar in Baden. Hier begann sie am 21. Mai 1526.

Es war ein seltsames Bild, wie auf die fröhliche helle Bäderstadt, sonst Lustort aller Welt, sich jetzt diese große, fast ausschließlich klerikale Gesellschaft niederließ, eine dunkle und im Ganzen auch ernste Schar, und einige Wochen lang ihr Leben beherrschte. Neben den Boten der eidgenössischen Orte hatten sich eingefunden Vertreter der schweizerischen Bistümer und der Abtei St. Gallen, sowie ein Schwarm zahlloser Geistlicher Mönche Theologen Predikanten Kapläne usw. Der Eindruck würde auch auf uns noch gewaltig sein, wenn nicht durch Alles hindurch der Wille nur der einen Partei sich vordrängte, die absichtliche Einseitigkeit der ganzen Zurüstung ersichtlich wäre.

Disputator der Kirche war in erster Linie Eck, Disputator der Reformpartei in erster Linie Ökolampad. Zwingli hielt sich fern. Ökolampad war begleitet durch seine Basler Amtsbrüder, von welchen, soviel wir sehen, auch Imeli in den Kampf eingriff, mit bündigen kräftigen Sätzen bei der Verhandlung über die erste These. Diese Predikanten waren auf Geheiß des Rates zur Disputation geritten, nicht als seine Vertreter, sondern um bei dieser solennen Gelegenheit eine Verantwortung ihrer Sache zu unternehmen; aus demselben Grunde hatte er auch den Telamonius Limperger zur Teilnahme aufgefordert, sowie den in Basel gerade anwesenden Ludwig Hetzer. Als seine Repräsentanten dagegen waren der Bürgermeister Adelberg Meyer und der Zunftmeister Urban von Brunn abgeordnet. Bischof Christoph sandte als seine Vertreter den Domprediger Marius, den Colmarer Dekan Jacob Zimmermann, den Doktor Johann Mörnach u. A. Einer

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 483. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/504&oldid=- (Version vom 1.8.2018)