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Erinnerungsmahl, zuerst im März 1525 durch seinen Kommentar von der wahren und der falschen Religion. Ökolampad hatte, wie wir sahen, im Jahre 1523 die in der Schrift des Holländers Hoen entwickelte symbolische Auffassung abgelehnt, und im April 1525 äußerte er die Absicht, die Frage in einem Religionsgespräche mit Luther zu erörtern; dann aber im Herbste 1525 stellte er sich überzeugt und offen an die Seite Zwinglis; er bekannte diese seine Meinung in dem, nicht in Basel sondern in Straßburg gedruckten Buche über die ächte Deutung der Einsetzungsworte.

Eine schon vorhandene Gährung wurde durch diese Schrift zum Ausbruche gebracht; da und dort erhoben sich Gegner Ökolampads: der vehemente Jacob Strauß, ein geborner Basler, der zur Zeit in Nürnberg weilte und bald Stiftsprediger in Baden-Baden wurde; die Prediger in Schwaben Billikan in Nördlingen u. A. m.

Wie sehr vor Allem Basel durch die Sache erregt wurde, zeigen Äußerungen Amerbachs u. A. und zeigt namentlich der Ratsbeschluß vom Oktober 1525, durch den die Schrift Ökolampads einer aus Erasmus Ludwig Bär Cantiuncula und Amerbach gebildeten Spezialkommission zur Begutachtung gegeben wurde. Ende Oktobers erfolgte das Gutachten; seine Wirkung war die sofortige Konfiskation der ökolampadischen Schrift.

Auch der heißblütige Zasius ließ sich vernehmen, mit argen Beschimpfungen Ökolampads, und ähnlich stritt der alte Nürnberger Freund Pirkheimer in gehässiger und persönlicher Art. Von entscheidender Wichtigkeit aber war der in der Schrift Ökolampads erklärte Kampf gegen Luther, den „tyrannischen neuen Pontifex“. Und bedeutsam, daß selbst im Kreise der Basler Predikanten Ökolampad einen Gegner hatte, den die lutherische Auffassung teilenden Wolfgang Wissenburg.

Eine erregte Flut von Briefen und Streitschriften trug die Debatte weiter und durch Jahre hin. Als in den Jahren 1526 ff. auch Clichtoveus an der Pariser Sorbonne und der Bischof von Rochester Johann Fisher, später auch der Dominikaner Pelargus wider Ökolampad sich erhoben, war es die Zeit äußerster Spannung des Religionskampfes überhaupt, wobei die Leidenschaft dieses speziellen Streites in dem allgemeinen Tumult unterging.

Indem sich beim Abendmahlsstreite die Geister schieden bis zur völligen Lösung der schweizerischen Reformation von der lutherischen, und indem er sowohl Leben brachte als Hemmungen, wirkte er unmittelbar auf den Gesamtverlauf in unsrer Stadt. Aber an sich erscheint die Kontroverse vorwiegend als eine Sache der Theologen, bei der die Masse unbeteiligt blieb.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 481. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/502&oldid=- (Version vom 1.8.2018)