Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 3.pdf/50

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Instruktionen des Rates lassen uns diese Absicht schon in den Sommermonaten erkennen. Basel will die Truppen nicht heimziehen lassen, ehe der junge Herzog eingesetzt ist. „Gott wolle verhüten, daß der Ruhm, den gemeine Eidgenossenschaft in diesem Heerzug erobert hat, einer andern Nation, die den Fürsten einsetzt, durch unsern Abzug zufalle.“

Es blieb bei Sforza, und mit ihm schlossen die Eidgenossen Ende Septembers 1512 den Vertrag, der ihnen die frühere Zollfreiheit wieder gewährte und das Protektorat über das Herzogtum Mailand gab, samt dem Recht auf Kriegsentschädigung und jährliche Pensionen. Dann folgte die Inthronisation, nicht durch den Kaiser, nicht durch Spanien, sondern durch die Schweizer. Der 29. Dezember war jener einzigartige Tag, da am Tore von Mailand die Vertreter der eidgenössischen Orte den Herzog empfingen, die Schlüssel der Stadt ihm einhändigten und die Gewalt über das Herzogtum ihm verliehen. Im Namen Basels handelten hiebei Jacob Meyer zum Hasen und Heinrich Meltinger.

Es war um diese Jahreswende ein Moment der höchsten Höhe, des stolzesten Machtgefühls für die Eidgenossen. Nach Kurzem schon hatten sie die Konsequenzen zu ziehen.

Der Abfall Venedigs von der Liga und der Tod des Papstes Julius (21. Februar 1513) änderten die politische Lage; Frankreich war des festen Willens, Mailand wieder zu gewinnen. Seine mächtigen Rüstungen führten dazu, daß die Eidgenossen, als die einzigen Beschirmer Mailands, sich zu dessen Schutz erhoben. Ihr hiefür unternommener Heerzug, in seiner Konzentration auf eine einzige gewaltige Feldschlacht eine Tat von überwältigender Schönheit, überstrahlte noch den Glanz des Pavier Zuges.

Am 18. April 1513 beschloß die Tagsatzung, dem Mailänder Herzog zu Hilfe viertausend Mann zu schicken; Basel sollte daran zweihundert geben. Am 4. Mai zogen diese hier aus, unter Ratsherrn Hans Stolz als Hauptmann. Tags darauf waren sie in Solothurn und erhielten da beim Weitermarsche am 6. Mai, dem Tage Sanct Johanns vor der lateinischen Pforte, „sant Johans segen ab dem Heiligtum St. Ursen und Victors zu trinken“. Über Bern Freiburg Lausanne, dann auf „langsamem hertem weg“ durch das Wallis und über den Simplon ziehend kamen sie nach Arona und fanden hier die Mahnung der andern Orte, ihnen eilends nachzuziehen. In angestrengtem Nachtmarsche kamen sie nach Novara, wohin sich der Herzog Massimiliano zurückgezogen hatte.

Von hier aus meldeten ihre Führer am 22. Mai dem Rate, daß sie willens seien, im Namen Gottes morgen an den Feind zu gehen, ihn zu

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)