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großen Augustinergenerals Fra Egidio von Viterbo und feierlicher Verkündung des Bundes zwischen Papst und Kaiser; die geschlossene Audienz der Schweizer in der päpstlichen Camera; die Unterhandlungen mit dem in Rom anwesenden und zum Cardinal erhobenen Vertreter des Kaisers Matthäus Lang. Alles Einzelne der Geschäfte wurde eidgenössischerseits durch eine Kommission besorgt, der außer unserm Grieb der Berner Constans Keller und der St. Galler Christoph Winkler angehörten. Von allgemeiner Bedeutung aber und dauernd denkwürdig war überhaupt das Dasein dieser Gesandten inmitten des vatikanischen Hofes. An einer Wand der Camera konnten sie ihr schweizerisches Kriegsvolk in einem soeben durch Rafael vollendeten Gemälde monumental verherrlicht sehen.

Der geplagte Grieb hatte neben den eidgenössischen Geschäften auch für sein Basel zu sorgen. Er tat es mit Erfolg. So knauserig Papst Julius den schweizerischen Boten erscheinen mochte, zu Gunsten Basels bewilligte er die gebührenfreie Ausfertigung von Privilegien. Es waren jetzt, im Anschluß an die schon im September erteilten, die folgenden: 1. Bewilligung, daß sowohl Weltgeistliche als Ordensbrüder an der Universität Basel Physik und, auch wenn sie die Weihen haben, das kaiserliche Recht hören und studieren dürfen; 20. Dezember 1512. 2. Ermächtigung des Rates von Basel zur Wahl eines Priesters, der den in gerechtem Kriege Fallenden sowie den auf dem Schafotte Sterbenden die Beichte zu hören und die Absolution zu erteilen befugt sein solle; 20. Dezember 1512. 3. Kassation des Statutes des Basler Domkapitels von 1470, wonach ein Basler niemals Aufnahme im Domkapitel finden solle ; 20. Dezember 1512. 4. Ermächtigung des Basler Rates zur Prägung von Basler Münzen, die auch Namen und Wappen des Papstes tragen; 29. Dezember 1512. Von der zur gleichen Zeit und den Bemühungen Griebs entgegen betriebenen Aktion des Basler Domkapitels bei der Curie wird noch zu reden und dabei zu erwähnen sein, welche Wünsche des Rates vom Papste nicht erfüllt wurden. Außerdem aber benützten zahlreiche Gotteshäuser sowie einzelne Kleriker Basels den guten Moment dieser Gesandtschaft, um päpstliche Gnaden zu erlangen.

In diesem Dezember 1512, der die Schweizer am römischen Hof erscheinen sah, vollzog sich in Mailand eine andere Prachtszene: die Einsetzung des Massimiliano Sforza in das Herzogtum durch die Eidgenossen. Allen Zumutungen der Großmächte gegenüber hatte die Tagsatzung an Sforza festgehalten sowie an ihrer Befugnis, über Mailand zu verfügen. Schreiben der Basler Hauptleute aus dem Felde sowie die wiederholten

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/49&oldid=- (Version vom 1.8.2018)