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Benedikt Vaugri „der Buchdrucker von Lyon“ wird im November 1523 in Basel betroffen, später in Konstanz, wo er mit Büchern handelt. Im März 1629 besucht er von Italien zurückkehrend den Erasmus und erzählt ihm vom Karneval in Venedig.

In demselben Venedig finden wir später den Dritten der Brüder, Vincenz Vaugri, als Inhaber eines Buchladens, den er, nicht aus allgemeiner Verehrung, sondern in bestimmter persönlicher Reminiszenz bottega d'Erasmo, officina erasmiana nennt.

Diese Franzosen, die größerenteils von Geburt Schwaben sind, bilden keine seßhafte Gruppe in Basel. Trotz Bürgerrecht Zunftrecht und Grundbesitz. Außer Wattenschnee scheinen sie ihre Basler Häuser nur als Absteigequartiere zu haben oder als sichere Heimstätten für alle Fälle. Sie sind nur zeitweise hier anwesend und leben meist in Lyon oder in Paris oder auf Reisen. Sie Alle sind nicht Drucker, sondern Händler und zum Teil auch Verleger. In immerwährender Bewegung und nie gewöhnlicher Art, stellen sie vielleicht das Beste des baslerisch-französischen Verkehrs dar. Sie besorgen Briefe und mündliche Nachrichten, sie vermitteln den Druck von Büchern, sie schicken Novitätenlisten, sie leisten und verrechnen Zahlungen. Alles zunächst in Diensten der Wissenschaft. Hiezu aber tritt, namentlich bei Hans Vaugri, die Teilnahme an der reformatorischen Bewegung; der Kreis dieser wälschen Buchleute hat freundschaftliche Beziehungen zu Ökolampad Farel Coct, zu den Genossen in Meaux usw.


Dem Leben gemäß war, daß diese ansehnliche Gesellschaft von Druckerherren und literarischen Großhändlern sich in einfacheren Erscheinungen fortsetzte. Auf jene Führer und ihre schweren, für Forschung und wissenschaftliche Arbeit bestimmten Volumina mußte der vielgesichtige und wandelbare Schwarm kleiner Produzenten folgen, die sich mit Flugblatt und Volksbuch abgaben. Dabei konnten Druck Vertrieb und Buchbinderei nebeneinander hergehen oder auch in derselben Person sich zusammenfinden.

Lux Schauber aus Reutlingen, der in seinem Häuslein am Leonhardsberge „Lieder Spiele und andre dergleichen Kurzweil, wie früher Pamphilus“ druckte, war Einer aus dieser Gattung, er heißt bald Drucker bald Gremper. Rudolf Deck sodann, Buchführer zugleich und Buchbinder, kam 1525 aus Freiburg nach Basel, wo er ein paar Jahre lang populäre Literatur vertrieb; er scheint seinen Laden und wohl auch die Werkstatt im Zunfthause zum Schlüssel gehabt zu haben. Sodann der vielumgetriebene Mathias Aviarius (Biener) aus Nürnberg, der im Dezember 1525 die Safranzunft

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 445. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/466&oldid=- (Version vom 1.8.2018)