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Es sind reiche fruchtbare Jahre. Im April 1530 nehmen sie ein Ende; Sichart verläßt Basel und zieht nach demselben Freiburg, nach dem schon Glarean und Erasmus gezogen sind.


Der Südtiroler Oswald Bär ist kein Neuling mehr an der Universität, vielmehr seit dem Jahre 1512, als Doktor der Medizin, Fakultätsmitglied. Im Juni 1523 wird er Ordinarius an Stelle Wonneckers, dem er noch im gleichen Jahr auch als Stadtarzt folgt.

Von seiner akademischen Wirksamkeit wissen wir nichts. Aber er ist vielleicht der Verfasser einer wider den Papst gerichteten Flugschrift 1521, und im Februar 1523 hat er dem Rat ein Gutachten zu erstatten über das Thema der Ehehinderung durch Gevatterschaft; er bestreitet sie; „alle menschliche ordnung ufsatzung gebot, so hinderniß bringen dem göttlichen wort satzung ordnung, die sind heidnisch anticristlich und teuflisch“ u. dgl. m.


Bonifacius Amerbach kommt als Sohn des Buchdruckers Johannes aus dem einzigartigen Vaterhause, das wir kennen. Geboren am 11. Oktober 1495, erhält er Unterricht im Engental von Leontorius, in Schlettstadt von Hieronymus Gebwiler und Sapidus, dann in Basel von Adrianus Cono Lister. 1513 erwirbt er in Basel die Magisterwürde und geht nach Freiburg, wo er Schüler des Zasius wird. Zwischenhinein bei wiederholten Besuchen in Basel arbeitet er hier allerhand für Rhenan und Glarean und wird mit Erasmus bekannt. Im Frühjahr 1519 kehrt er hierher zurück; ein Jahr später, im April 1520, geht er zur Vollendung seiner Studien nach Avignon zu Alciat. Pestgefahr nötigt ihn im April 1521 zur Rückkehr nach Basel, von wo er sofort sein vertrautes Freiburg aufsucht. Im Mai 1522 begibt er sich abermals nach Avignon.

Wir beachten, daß Bonifaz seine Ausbildung fast ganz außerhalb Basels sucht. Wir beachten auch die Intensität der Studien und ihre lange Dauer. Daher Verwandte und Freunde diesen ewigen Studenten mahnen, einmal abzuschließen; er solle sich aufraffen und der Heimat zeigen, was er gelernt habe. Endlich am 3. Mai 1524 trifft Bonifaz in Basel ein; er ist nahezu neunundzwanzig Jahr alt.

Zu eben dieser Zeit tritt Cantiuncula von seiner Basler Rechtsprofessur zurück, in der Meinung, daß Amerbach sein Nachfolger werde; schon im Dezember hat er hievon dem Rate gesprochen und auch den Amerbach zur Bewerbung aufgefordert. Aber Zasius will Diesen in Freiburg haben und hat Aussicht, ihn zu gewinnen. Da greift der Basler Rat ein

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 432. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/453&oldid=- (Version vom 28.5.2019)