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So viel Munterkeit bringt er in diese Basler Zirkel, daß Erasmus ein neues Leben zu leben glaubt. Über Alles aber geht die Frische und Kraft seiner mannigfaltigen wissenschaftlichen Leistung, die zudem immer getragen ist durch ein begeistertes Schweizerbewußtsein. Er forscht arbeitet und doziert „im Namen des ganzen Vaterlandes“, und wenn er Ruhm erlangt, so dient dies „zu Helvetiens Ehre“. In seine Vorlesungen strömt die Jugend; bald ist er der Einzige, der den Saal zu füllen vermag; während Andre kaum sechs Hörer haben, hat er deren sechzig.

Am 20. Februar 1529 verläßt er Basel und geht nach Freiburg.


Am 11. April 1523 wird Ökolampad vom Rate zum ordentlichen Lehrer der Theologie an der Universität ernannt; es ist eine Professur für biblische Exegese.

Die Art der Wahl hat zur Folge, daß Ökolampad außerhalb der Universität und ihrer Ordnungen steht; die Korporation anerkennt die Wahl nicht. Und da die kirchliche Wirksamkeit Ökolampads ihn allmählich auch dem Kreise des Erasmus ferne rückt, so ist seine Stellung in der Basler Gelehrtenwelt eine isolierte. Wo er in deren Schriften Erwähnung findet, ist ein spürbarer Ernst um seine Gestalt gebreitet. Die Gegner können ihn hassen, aber nie gering schätzen.

Unter den schwierigsten Verhältnissen gewinnt er sich Achtung. Neben dem Mächtigen, das er als Haupt der neuen kirchlichen Gemeinschaft zu vollbringen hat, gehen einher die Vorlesungen an der Universität über den Propheten Jesajas, über den Römerbrief usw. und gehen weiter einher seine wichtigen und zahlreichen Veröffentlichungen: die griechische Grammatik, die Prophetenkommentare, die Väterübersetzungen. Er übt die stärkste Wirkung auf die Scharen seiner Hörer; in seinen Schriften strömen dauernde Anregungen weit hinaus in die Welt.


Gleichen Tags wie dem Ökolampad wird dem Pellican eine ordentliche theologische Lektur aufgetragen. Er erklärt in seinen Vorlesungen die Genesis, die Sprüche Salomonis, den Prediger. Es ist ein Amt, neben dem er noch Zeit findet für mannigfache Forschung, für gelehrte Schriftstellerei und Aushilfe bei den Buchdruckern, für eine, wie er selbst sagt, „große und nützliche Arbeit“. Aber auch seine Stellung ist eine isolierte. Vom Guardianat zu Barfüßern ist er seit 1523 entlassen. Schon im Februar 1526 verläßt er Basel, um in Zürich die durch Ceporins Tod frei gewordene Lehrstelle zu übernehmen.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/451&oldid=- (Version vom 1.8.2018)