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in diesen Jahren der Begriff der Universität durch eine Reihe von Lehrern so glänzend vertreten worden ist, wie nie zuvor. Wir erwägen, daß „eine geringe Versammlung von Studierenden nicht jene Hast fordert, die uns auf besuchten Akademien nur übertäubt“, und denken auch an eine andre, trotz äußerer Kleinheit und Schlichtheit glorreiche Zeit unsrer Universität.


Den Juristen Claudius Cantiuncula kennen wir schon. Neben Anwaltsgeschäften und Kanzleidienst versieht er seit 1518 die ordentliche Professur des weltlichen Rechts. Wir vernehmen auch sonst allerhand von seiner Fähigkeit. Er dient dem Rate bei den Arbeiten für Gewinnung guter Professoren. Die Kopien des Breviarium Alaricianum aus Murbacher und Straßburger Handschriften, die Sichart bei seiner Edition verwendet, sind von Cantiuncula angefertigt. Dieser interessiert sich auch für die Alciatausgabe Cratanders; er übersetzt das Beichtbuch des Erasmus ins Französische, die Utopia des Morus ins Deutsche und widmet jene Übersetzung der Herzogin Margaretha von Alençon, Schwester des Königs Franz, diese dem Bürgermeister und Rat der Stadt Basel. Da er diese Dedikationen schreibt, ist sein Fortgang schon beschlossen, die Widmung an den Rat ein Abschiedsgruß an das Gemeinwesen, dem er gedient hat. Die Krankheit seines Vaters zwingt ihn, {{}}nach Metz zurückzukehren; im Frühling 1524 verläßt er Basel.


Heinrich Glarean ist im Frühling 1522 von Paris nach Basel zurückgekehrt. Nach der zuvor mit den Behörden getroffenen Abrede hält er sofort Vorlesungen an der Universität, im großen, von Hörern gefüllten Auditorium. Am 10. März 1524 wird er in den Fakultätsrat der Artisten aufgenommen, am 16. Oktober 1525 zum Dekan gewählt. Er betreibt auch wieder eine private Erziehungsanstalt, ein Pensionat, in dem auch Externe am Unterrichte teilnehmen können.

Die Wohnung hat Glarean zuerst im Hause des Hieronymus Artolf. Nachdem er sich im Herbste 1522 verheiratet hat, mit einer natürlichen Tochter des Junkers Henman Offenburg, erhält er 1523 Wohnung im Kollegium, wohl zugleich auch die Leitung der Burse daselbst.

Durchweg ist er noch der Glarean der frühern schönen Zeit. Weder mürrisch noch herrisch. Voll heitern Lebens und vor den Widerwärtigkeiten draußen sich ins Haus verschließend, wo ihm seine Musen Trost bringen.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 429. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/450&oldid=- (Version vom 1.8.2018)