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nicht nur von Alltäglichkeiten vernehmen wir, von Gastereien Wildpretgeschenken usw.; wir sehen Ulrich hier auch den Führern der Reformation nahe treten, mit Ökolampad und Hartmut von Kronberg verkehren.

Neben dem Allem aber spielten natürlich Geldsachen eine Rolle. Ulrichs Verpflichtungen gegenüber der Stadt und einzelnen Kapitalisten reichten bis in den Anfang des Jahrhunderts zurück; auch das Geld der Guthaben Solothurns an Ulrich war zum größten Teil in Basel aufgenommen worden. Die Forderung der Stadt belief sich im Ganzen auf siebentausendfünfhundert Gulden.

Da verbanden sich mit diesem Schuldverhältnisse Möglichkeiten einer Ausdehnung baslerischer Territorialmacht.

Als Herzog Ulrich im Sommer 1524 mit dem Rat über Gewährung eines neuen Darlehens, sechstausend Gulden betragend, unter Verpfändung von Stadt und Amt Mümpelgart, verhandeln ließ, machte er zugleich den Vorschlag eines Verkaufes der Herrschaften Mümpelgart Granges Blamont Clerval Passavant.

Es war ein verführerischer Gedanke, der Besitz Mümpelgarts ein altes Desideratum der Basler. Vor einem halben Jahrhundert schon hatte Basel dort, „an diser port tütschen und wälschen landes“, seine Garnisonen gehabt. Öffentliche und private Beziehungen bestanden in großer Zahl. Zuletzt noch, im Jahre 1519, als das Reich Ulrichs unterzugehen schien, hatte Basel im Kreise der Eidgenossen sich eifrig für Erwerbung Mümpelgarts ausgesprochen.

Freilich gingen allezeit neben den Plänen Basels auch diejenigen Solothurns einher, und es macht einen befremdlichen Eindruck, wie diese beiden Städte, beim Geldgeben an Herzog Ulrich wie beim Greifen nach Mümpelgart, sich immer wieder, aller Rivalität zum Trotze, zusammengespannt sehen müssen. Die Folge war natürlich, daß die großen Absichten weder der einen noch der andern Stadt sich verwirklichten.

So war auch das gewaltige Projekt des Kaufs der burgundischen Herrschaften, bei dem es sich um die Summe von einhundertachtundvierzigtausend Gulden handelte, zu einer gemeinsamen Angelegenheit Basels und Solothurns, dann auch Berns, geworden.

Aber der Plan scheiterte am Widerspruche von Graf Georg, dem Bruder Ulrichs. Es blieb bei der Anleihe von sechstausend Gulden, an der neben Basel auch Solothurn als Gläubiger beteiligt war. Auch die im Jahre 1525 wiederaufgenommenen Verhandlungen über einen Kauf Mümpelgarts führten zu nichts.

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 412. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/433&oldid=- (Version vom 1.8.2018)