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Basel, von Freifähnlein und Abmarsch. Die aus den Kriegsgebieten hier einlaufende Korrespondenz muß uns entschädigen.

Sie schildert, z. T. mit ergreifender Anschaulichkeit, was diese Basler Söldner drüben erleben. Die Vorbereitungen des Zuges gegen Rom im Frühling 1527, dann den Fall der Ewigen Stadt selbst am 6. Mai. Im Heere der Liga, das dem Heere Bourbons folgt, sind auch Basler. Peter Stark von Leimen, Uli von Reinach u. A. liegen im „Römerland“; dort stirbt der Hauptmann Andres Ötli. Auch in die großen Aktionen vom Herbst 1527 sehen wir hinein; da ist unser Führer der frische elastische Hans Erhard Reinhart, der Sohn des Schreibers Lorenz, er selbst gleichfalls Schreiber Geschäftsmann und Wechsler, aber nun ganz den Waffen lebend, auf allen Kriegsschauplätzen Frankreichs heimisch. Er steht in der Picardie, dann wirbt er in Basel und allenthalben in der Schweiz Volk für des Königs Dienst; Wolf Gerster, des Stadtschreibers Sohn, ist sein Fähnrich. Diese Reinhartischen Scharen sind dabei, da Alessandria gewonnen, da am 5. Oktober Pavia erstürmt wird. „Und ist so jämmerlich in der Stadt zugangen, als ich nie gesehen habe; denn die Closterfrowen Priester Kilchen Kinder Niemand verschont, groß köstlich Schätz in den Kilchen sackeriert und hinweggenommen, die Stadt an drei Orten angezündet.“ Im September 1528 sodann liegen andre Basler vor Cremona, bei ihnen der ewig unruhige, bei allen Schlägereien und Kriegszügen beteiligte Jakob Baumgarter. Wir hören von dem Sturm auf Cremona und der Kapitulation der Stadt, aber auch von der Verwüstung des Mailändischen, von den Gefechten am Langensee und Comersee, von den Taten des Kastellans von Musso, „der ein großer boswicht ist“.

Solches geschieht draußen, und sein Widerhall in Basel selbst ist der Lärm wildesten Söldner- und Reisläufertreibens, mitten in der allgemeinen Erregung, die diese Jahre bringen. Basel ist autorisierter Werbeplatz für Frankreich, nur für dieses Land; in andre Dienste will der Rat Niemanden laufen lassen. Alles erscheint dabei beherrscht durch persönliches und spontanes Wesen. Basel selbst kämpft nicht. Der Einzelne zeigt Kraft, nicht die Stadt; die einst so lebensvolle Sammlung ihrer Kriegsakten ist verödet.


Alles politische Erleben und Leisten Basels drängte sich solchergestalt in engere Bereiche.

In vorderster Linie stehen hiebei die oberrheinischen Beziehungen.

Soweit sie täglicher Handel und Wandel waren, konnte natürlich Nichts sie brechen, auch Nichts sie ersetzen. So erweisen sich z. B. auch die

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/429&oldid=- (Version vom 1.8.2018)