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beim Alten ließ. Er hatte die Universitäten Heidelberg und Basel besucht, war jedoch von mäßiger Bildung und behalf sich bis zur Stunde, trotz hohen Dignitäten, ohne jede kirchliche Weihe. Im Ganzen genommen „ein lieber ungelerter Franck", wie Anshelm sagte.

Dieser neugewählte Basler Bischof begann damit, am Reichstage die üble Lage seines verarmten, durch Geldschulden und Aufruhr schwer mitgenommenen Bistums schildern zu lassen. Im Lande selbst beschäftigten ihn zunächst die Verhandlungen wegen der an Solothurn auszutauschenden aber in den Schirmorten Basels sitzenden Eigenleute. Der Hauptstreit mit Basel ruhte noch; bis in den Herbst blieb Philipp überhaupt ein Fremder für die Stadt.

Allerdings forderte er im Juli den Rat auf, am Huldigungsritte durch die Diözese teilzunehmen. Aber so überzeugt er auf diese Zeremonie Wert legte, so entschieden versagte der Rat seine Teilnahme als etwas Antiquiertes. Dann sollte der feierliche erste Einritt in die Kathedralstadt folgen. Bischof Philipp ließ zunächst sondieren, da er vernommen hatte, auf verschiedenen Kanzeln der Stadt verspottet und verlästert worden zu sein. Aber der Rat beruhigte ihn, und am 23. September 1527 fand dieser Introitus statt. Fürstlich, in vollen Formen der Souveränität; mit einem Prunke, den Basel schon lange nicht mehr an seinen Bischöfen erlebt hatte. Von einem halben Hundert bewaffneter Reiter umgeben zog Philipp ein. Im Bischofshofe begrüßte ihn der Rat der Stadt und beschenkte ihn mit Wein und Hafer; die vom Bischof mithereingeführten vier Geächteten begnadigte er, dem gnädigen Herrn zu Ehren. Der folgende Tag brachte die große kirchliche Solennität: die Einführung Philipps durch Domklerus und Vasallen in das Münster und seine feierliche Inthronisation.


Jetzt waren Macht und Würde des neuen Bischofs konstituiert, und sofort stellten sich die Gegner zum Gefechte bereit.

Zunächst sollten Vertrauensmänner, durch jede Partei aus Leuten der Gegenpartei ausgewählt, zu vermitteln suchen; als Solche bezeichnete Philipp den Bürgermeister Adelberg Meyer und den Metzgernzunftmeister Wolfgang Harnisch, der Rat den Freiherrn Hans Jacob von Mörsberg und den Niklaus Schnell, Abt von Bellelay.

Unter allerhand Hemmungen verging der Winter. Endlich am 10. März 1528 konnte Bischof Philipp seine Begehren und Beschwerden vorlegen, in einem Libell von achtundzwanzig Artikeln.

Alles ist hier wieder heraufgeholt, Alles wird vorgebracht, als wäre noch nie gefordert verhandelt abgelehnt worden. Philipp scheint das bisher

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 402. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/423&oldid=- (Version vom 1.8.2018)