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währende Verbindung mit der alten Bischofsstadt. Keinen Flecken dieser Gebiete wolle er von der Stift Händen kommen lassen, rief der Rat. Es war das alte Räsonnement: zunächst im Interesse des Hochstifts, aber an das eigene Interesse und künftige Möglichkeiten denkend, erklärte Basel die Bistumsgebiete vor fremdem Volke sichern zu wollen. Der Rat nannte sich den Kastvogt des Hochstifts, in der Hoffnung, dessen Erbe zu werden. Wir sehen deutlich, daß er die in den Unruhen offenbarte Stimmung der bischöflichen Untertanen für seine Zwecke zu nützen strebte.

Zwischen all den Mühen und Sorgen des Sommers 1525 sah sich der Rat durch dieses bischöfliche Geschäft besonders stark in Anspruch genommen. Vielleicht war es die letzte Möglichkeit eines größern territorialpolitischen Erfolges. In Betracht kam dabei das nie Ruhe gönnende Solothurn und die Hartnäckigkeit Diesbachs wegen seiner „spänigen Artikel". Indes Briefe und Entwürfe redigiert wurden, die Gesandten ritten, die oft stürmischen Konferenzen stattfanden, kamen täglich Warnungen, daß „etwas Praktik Fremder" beabsichtigt sei. Auch der Große Rat befaßte sich mit der Sache und trieb zu raschem Handeln. Es hieß, der Coadjutor verhandle mit Solothurn über Birseck usw.; die Vögtin auf diesem Schlosse sollte zu Arlesheimern gesagt haben, sie würden jetzt bald Herren haben, „denen sie durch die Finger schlieffen müßten".

Alles erregte und drängte, und der Rat entschloß sich, zuzugreifen. Vom Domkapitel ließ er sich die Einwilligung dazu geben, daß er im Namen des Kapitels Besatzungen in die Schlösser Birseck Pfäffingen und Zwingen legte. Tags darauf, am 25. September, ritten Bürgermeister Meltinger nach Reinach Ettingen Therwil Oberwil Allschwil, Oberstzunftmeister Jacob Meyer ins Laufental, überall die Leute mahnend, standhaft zu bleiben und sich Niemandem zu verpflichten. Es waren Gebiete, die Basel am nächsten lagen und am gefährdetsten zu sein schienen. Auch blieb es nicht bei der Warnung. Sondern am 27. September 1525 schworen die genannten Fünf Dörfer sowie die Stadt Laufen und deren Amt (Röschenz Wahlen Bärschwil Liesberg) dem Bürgermeister und Rat von Basel nach dem Eide, mit dem sie dem Bischof verwandt waren und der ihnen vorbehalten sein sollte, treu und hold zu sein, mit der Stadt Basel Lieb und Leid zu leiden und keinen andern Herrn anzunehmen; dagegen gelobten Bürgermeister und Rat, diese Orte, die sie als Beschirmer des Hochstifts bei diesen sorglichen Läufen in Schutz und Eid genommen hätten, zu schirmen und bei allen ihren Bräuchen und Gerechtigkeiten bleiben zu lassen, ohne Schaden für die obrigkeitlichen Rechte des Bischofs.

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/420&oldid=- (Version vom 1.8.2018)