Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 3.pdf/41

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

zeigen uns die Basler Scripturen dieser paar Feldzugswochen, wie halt- und ziellos Alles war. Die Franzosen wichen dem Kampf aus; statt seiner versuchten sie es mit Unterhandeln. Sie hätten dreiunddreitzigtausend Gulden geboten, damit die Eidgenossen das alte Bündnis wieder aufnähmen, meldete Offenburg dem Rate; aber die Führer des Heeres hätten ein so kleines Angebot als Schimpf empfunden und darauf „einen Haken geschlagen“. Unter furchtbaren Verheerungen des Landes, zuchtlos, enttäuscht zogen die Schweizer wieder zurück. Am Altjahrabend brachte Offenburg die Seinen nach Hause — keinen Mann hatte er verloren. Aber „die reis wer weger vermitten“, meinte der alte Kilchman.

Während die Truppen im Felde liegen, ist daheim die Stadt voll Unlust und Streit. Falsche Siegesmeldungen aus dem Mailändischen kreuzen sich mit falschen Alarmnachrichten aus dem Sundgau. Wie dann ein zweites Aufgebot der Tagsatzung kommt, löst sich die Spannung der von allen Seiten her erregten Menge in einem aufruhrgleichen Tumulte. Der Rat vermag die Unruhe zu meistern. Dann stellt er ein zweites Kontingent, hundertundzwanzig Mann stark, bereit; doch kommt es nicht mehr zum Ziehen.


Die eidgenössische Politik dieser Monate, durch allerhand Einflüsse berührt, mangelte der Bestimmtheit. Nur allmählig kam es zu einer Festigung des Verhaltens, zur Klärung des Zieles.

Zunächst durch entschiedenes Ablehnen von Bündnisanträgen Frankreichs. Basel hatte hiefür den Besuch des grandmaître d'Amboise im September 1510, nach Schluß des Chiasser Zuges. Es bewirtete den Herrn nach Übung, zeigte ihm seine Geschützreihen im Zeughaus und ließ ihn unverrichteter Dinge wieder reisen.

Sodann wurden festere Bande mit Kaiser Max geknüpft. Es geschah dies durch eine Vereinbarung, die nach der Trennung von 1499 zum ersten Male die beiden Mächte wieder verband: die mit Max als dem Haupte des österreichisch-burgundischen Hauses am 7. Februar 1511 geschlossene Erbeinigung. Unter gegenseitigem Gelöbnis guter Nachbarschaft und Verkehrsfreiheit, gegenseitiger Zusage getreuen Aufsehens im Falle der Bedrohung durch einen Dritten, Zusicherung einer jedem Orte jährlich durch den Kaiser zu zahlenden Pension von zweihundert Gulden. Basel war wohl der am stärksten interessierte Kontrahent auf eidgenössischer Seite; es erklärte seine Zustimmung zum Vertrag erst, als ihm Sicherheit geworden war, daß seine alten Rechte der Anwendung geistlichen Gerichtes und der

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/41&oldid=- (Version vom 1.8.2018)