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die Ensisheimer Regierung, in andern Zeiten eine stolze und unfreundliche Nachbarin, zeigte sich schwach; für sich und für den Adel bat sie den Rat um getreues Aufsehen; Führer der Gesandtschaft war der alte Herr Hans Imer von Gilgenberg, vor einem Vierteljahrhundert Bürgermeister Basels. Auch der Bischof von Straßburg, der Abt von Murbach baten den Rat um Beistand, in den demütigsten Ausdrücken der sich fast trostlos geberdende Freiherr Hans von Mörsberg.

Nicht diese klägliche Unmacht der Herren rührte den Rat; aber hinter ihr sah er die Kraft des Bauernheeres, sah er das schöne, fruchtbare, jetzt mit Verheerung bedrohte Land, das ihm so wert war, als wenn es sein eigen wäre. Er entschloß sich, den Bitten zu willfahren, und schickte seine Vertreter mit Friedensvorschlägen zu den vor Sulz versammelten Bauern.

Ohne Erfolg. Die Empörer glaubten den Sieg in der Hand zu haben.

Aber schon wenige Tage später kamen böse Meldungen das Elsaß herauf von der Vernichtung vieler Tausende der Bauern durch ein lothringisches Heer bei Lupstein Zabern Scherweiler. Die Zuversicht der Oberländer war mit einem Schlage gelähmt.

Noch weiß man hier nicht, daß die Lothringer rasch in ihr Land zurückgekehrt sind. Man fürchtet ihren Einfall in den Sundgau. Alles ist in mächtigster Erregung.

Am Himmelfahrtstage, 25. Mai, kommen zum Basler Rate dringende Gesandtschaften von der österreichischen Regierung und von den Bauern. Der Rat seinerseits hat schon vorher die Eidgenossen zum Aufsehen gemahnt. Gerade jetzt sind einige Gesandte von Zürich und Solothurn hier anwesend. Auf Diese greift nun der Basler Rat und läßt sie sofort mit seinen eigenen Gesandten zusammen ins Elsaß reiten. Zuerst ins Feldlager der Bauern bei Battenheim; da erbieten sich die Gesandten, einen Waffenstillstand zu bereden, den Lothringer vom Zug ins Oberland abwendig zu machen und die österreichischen Regenten dahin zu bringen, daß der Entscheid des Streites den Eidgenossen überlassen werde. Die Bauern sind einverstanden. Es folgt am 26. Mai die Konferenz in Ensisheim, bei der auch die Regenten dem eidgenössischen Spruche sich zu unterwerfen geloben. Stracks reiten die Gesandten weiter und weiter, bis nach Nancy zu Herzog Anton; sie erhalten von ihm die Zusage, daß er nicht in den Sundgau ziehen werde.

Wir übersehen nicht die Stimmungen und Bewegungen, die überall hinter diesem Handeln ihr Wesen haben: das Ansinnen der Bauern, daß Basel ihnen helfend an die Seite treten solle, falls keine Gütlichkeit zu Stande komme; den Rachedurst und die wiederkehrende Zuversicht bei Regiment

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 379. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/400&oldid=- (Version vom 1.8.2018)