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da sie sonst als Feinde der Stadt würden angesehen werden. Dem Briefe folgten die Solothurner Vermittler, und nun fand in Muttenz die Schlußverhandlung statt. Ihr Ergebnis war, daß die Bauern heimzuziehen und die Ausschüsse zu wählen versprachen, die ihre Beschwerden dem Rate vorbringen sollten.

Es war eine rasche Kapitulation. Aber nicht unbegreiflich bei einer Menge dieser Art, die in ihrer Unerfahrenheit und Plumpheit so haltlos den gewandten Aufhetzern gefolgt war wie sie jetzt, müd und ernüchtert und durch das Ausbleiben städtischer Helfer bitter enttäuscht, sich dem Zureden und Drohen fügte.

Der Zug ging rückwärts. Den Bergen und der Heimat zu, dieselbe Straße hinan, auf der er gestern erst das Land herabgestürmt war. Manche tobten. Damals wohl kam es zur Ausleerung des Engentaler Klösterleins; die Wut der zum Rückmarsche Gezwungenen sättigte sich an der armen Habe der Beginen.

Noch wurde in Liestal gerastet und geratschlagt und der Ausschuß bestellt. Dann am 5. Mai gingen die Bauern auseinander, sich vom Rate mit einem Briefe verabschiedend, in dem sie um Verzeihung baten und sich zu rechtfertigen suchten: diese Dinge seien geschehen aus Torheit oder aus Verhängnis Gottes, wie Solches sich mancherorts begebe.

Ratschreiber Ryhiner, der aus den Erlebnissen seiner amtlichen Tätigkeit heraus diese Empörung erzählte, begründete die „verwunderliche Milde“ des Rates damit, daß ein hartes und unnachgiebiges Verhalten die Bauern in die „große Bruderschaft“ der rings um Basel rebellierenden Untertanen getrieben haben würde. Der Rat wollte die Bewegung so rasch als möglich stillen und damit hindern, daß schlimme Einflüsse sich der Sisgauer bemächtigten oder daß die Unzufriedenen in der Stadt wieder die Köpfe zu heben versuchen würden. Unter solchen Erwägungen begann er das Verhandeln.

Aber auch an die Absichten der Bauern haben wir zu denken. Sie plünderten das domstiftische Vorratshaus in Liestal und ein paar Klöster, in Basel hatten sie es auf die Magazine und Schatzhäuser der Pfaffen abgesehen. Aber die obrigkeitlichen Kornspeicher, die Zolltröge Salzkästen Kassen u. dgl. rührten sie nicht an. Sie hatten auch gar nicht die Absicht, die Obrigkeit zu stürzen. Wie Alles vorbei war, betonten sie, daß sie in keiner Weise gewillt gewesen seien, von ihrer Pflicht abzuweichen. Nur nach Erleichterung strebten sie.

Die Verhandlungen geschahen unter Mediation von Gesandten der Orte Solothurn Bern Zürich Luzern Freiburg. Sie begannen am 8. Mai

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 374. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/395&oldid=- (Version vom 1.8.2018)