Seite:Wackernagel Geschichte der Stadt Basel Band 3.pdf/383

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

tätig gewesen sind: Thomas Wyttenbach Oswald Myconius Leo Jud Johannes Dingnauer Caspar Megander Johannes Keßler Franz Kolb Gregor Bünzli Konrad Schmid Johannes Comander u. A. Namentlich aber kommt Ulrich Zwingli in Betracht.

Für Basel war er zunächst nichts Anderes als ein Humanist, als Einer von Vielen. Er hatte hier studiert, zu St. Martin den Schulmeisterdienst versehen, zu St. Peter ein Benefiz erhalten; er war Bewunderer des Erasmus, Freund Rhenans und anderer Sodalen, eifriger Bücherkäufer. In solcher Gestalt sehen wir ihn, bis ums Jahr 1522 ein neuer Zwingli aus dem bisherigen hervortritt und rasch Führer der evangelischen Bewegung in der Schweiz wird. Damals begann auch sein Verkehr mit Ökolampad. Nicht gelehrtem, sondern religiösem Leben geltend, von jenem ersten Brief an, den Ökolampad, wenige Wochen nach seiner Ankunft in Basel, am 10. Dezember 1522 dem Zwingli schrieb. Seitdem haben wir ein Jahrzehnt lang das Nebeneinander dieser Beiden vor uns. Ökolampad beschränkte sich auf die Evangeliumspredigt und die wissenschaftliche Arbeit, ohne Politik zu treiben, während Zwingli Kirche und Staat zugleich und aus derselben Gesinnung heraus zu reformieren unternahm, Weltliches und Geistliches wie ein innerlich Zusammengehöriges empfand. Als Gelehrter war Ökolampad dem Zürcher Genossen weit überlegen. Aber wie fernab stand seine Persönlichkeit von jener Gestalt eines Herrschers. Die Verschiedenheit des Verlaufes hier und dort war natürlich nicht nur Folge dieser Ungleichheit der Führer. Sie ruhte noch auf Anderem. Vor Allem auf Denkart und Wesen der Orte, der Regierungen, der Einwohnerschaften überhaupt. Sodann auf bestimmten Voraussetzungen. Basel hatte seinen Bischof, sein Domkapitel, seinen Erasmus. Der größte Teil seiner Gefälle kam aus der altkirchlichen Nachbarschaft. Wir denken auch an die hier die reformatorische Bewegung leitenden Geistlichen und Laien und die frei sich ergehende Eigenart jedes Einzelnen, während in Zürich Alle unter dem einen Willen Zwinglis zu stehen scheinen. Dort ist die Erscheinung des ganzen Verlaufes großartig rasch und einheitlich, hier reich an Reizen der allmählichen Entwickelung und der Vielgestaltigkeit.

Die übliche Haltung Basels in eidgenössischen Dingen haben wir kennen gelernt. Sie ist dieselbe auch jetzt, bei den konfessionellen Traktanden der Tagsatzung. Im Jahre 1524 beginnen diese Debatten, wobei die Fünf, später Sechs Orte (Luzern Uri Schwyz Unterwalden Zug Freiburg) für den alten Glauben eintreten und gegen den „unsinnigen ketzerischen Mißglauben“ kämpfen. Wie überall zeigt sich auch hier eine sichere Organisation. Am 8. April 1524

Empfohlene Zitierweise:
Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/383&oldid=- (Version vom 1.8.2018)