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Barte und Mathias Kolb, die evangelisch gesinnt waren. Das Barfüßerkloster hatte den Pellican und den Lüthart; aber die Mehrheit des Konvents hielt zum alten Wesen, und in ihr fand sich neben manchem respektabeln Mönch auch Bruder Ruman, Beichtvater vornehmer Basler Häuser, der durch sein Lasterleben den Orden schändete. Auch die Karthaus umschloß Gegensätze, und im Gnadentale treffen wir so gut den bösartigen Confessor Heilman als die Äbtisse Anna Peyger, der Eberlin von Günzburg einen seiner Traktate widmete. Draußen zu St. Alban endlich, in dem seit Langem verwahrlosten und verwälschten Kloster, herrschte der Prior Claudius de Alingio, in dem wir noch einmal, zum letztenmal, eine Erscheinung genießen, die nur innerhalb der alten Kirche denkbar ist. Claudius, aus einem Adelsgeschlechte der Waadt, tritt in St. Alban 1514 als Coadjutor auf neben dem für Prior Peter amtenden Amorat de Houpes, dann seit 1517 als Prior. Wenig später wird er auch Prior von Courcelles und Abt von St. Johann in Erlach sowie Dekan und Coadjutor von Peterlingen. So ist er überall in der Cluniacenser Welt der Westschweiz zu Hause, aber auch in weiteren Bereichen tätig: als Gesandter des Herzogs von Savoyen sowie als Agent der Johanna von Hochberg, Herzogin von Longueville. Daß er mit dem Freiburger Peter Falk verkehrt, ihm Novitäten des Basler Buchhandels verschafft, u. dgl. m., paßt zum Übrigen. Der Beachtung wert ist namentlich sein Vertrautsein mit Matthäus Schiner, dem er über politische Dinge schreibt, den er 1520 zum Reichstage begleitet, von dem er Geld leiht. Im Basler Priorate lebt er als großer Herr weit über seine Mittel, mit Landankäufen und verschwenderischen Bauten, mit kostbaren Reisen zum großen Tag in Zürich und nach Speyer. Von da bringt er ein Fräulein mit herauf, das er dann dem Klosterschaffner zur Ehe gibt. Auch nach Rom reitet er prunkvoll, um dort Protonotar zu werden. Alles auf des Klosters Kosten, das er in schwere Schulden bringt. Die letzten namhaften Rechte seiner Grundherrschaft, die Ämter der Feuerschauer und der Einungmeister sowie das Gescheid, tritt er 1524 an den städtischen Rat ab. Zu Beginn des Jahres 1526 stirbt er. Unter seinem Regimente ist Reublin, dann Frauenberger an die Pfarrei St. Alban gewählt worden; aber dies erlaubt keinen Schluß auf seine Gesinnung. Claudius hatte andre Interessen als eine solche Pfarrwahl, die wesentlich Sache der Pfleger und der Gemeinde war.

Für unsere Betrachtung wichtig ist aber das Ganze, ist die trotz einzelnen Schwächen spürbare Kraft und Würde dieser im Geistigen zugleich und im Profanen begründeten Partei der Altgesinnten. Was auf dieser

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/377&oldid=- (Version vom 1.8.2018)