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Predikanten und Priester, ihn eines Bessern zu belehren, meldete sich Niemand zum Worte. Es redeten nur Störs Gesinnungsgenossen.

Lebendig tritt uns in diesen Voten die Art der einzelnen Redner entgegen. Als Ganzes aber war der Vorgang ein großes Bekenntnis der evangelischen Führerschaft, eine einheitliche Demonstration. Zu Debatte und Kampf kam es nicht; wohl aber verlor Stör Pfarramt und Pfründe; das Domkapitel, dem die Kollatur zustand, setzte ihn ab.

Dennoch folgte noch im Jahre 1524 der Pfarrer zu St. Ulrich, Jacob Imelin, seinem Beispiel. Als der erste unter den städtischen Predikanten. Er heiratete seine Köchin Margaretha Butsch von Schaffhausen, „bei der er bisher in hurerei gesessen“. Wegen dieses Eheschlusses am 10. Dezember 1524 vor den Domdekan Niklaus von Diesbach geladen, wurde er im Amte suspendiert.


Impulse von außen hatten die Basler Reformation beginnen lassen. Und so stand auch alles bisher hier zustande Gekommene in einem großen Zusummenhange. Was in Basel geschah, war nicht Sache der Stadt allein. Vielmehr Sache alten und neuen Glaubens, die beide universal waren.

Das Stärkste solcher Einwirkung freilich blieb ohne Urkunde. Aber wir lesen zufällig erhaltene Briefe und erhalten gleichermaßen Nachrichten von Besuchen Auswärtiger. Es waren Flüchtlinge, persönliche Freunde von Baslern, Propheten eigener Lehren. Wir sehen, wie weitgespannt das neue Wesen war, welche Complicationen es barg.

Der im November 1522 hergekommene Hartmut von Kronberg war noch Jahre lang hier zu treffen, wo er seine Sendschreiben ausgehen ließ und zu Zeiten andre vertriebene Ritter aus dem Reich um sich sammelte. Auch Herzog Ulrich von Württemberg trat damals hier dem Ökolampad als Hörer seiner Predigten nahe. Hinne Rode sodann, der seines Glaubens wegen das Amt an der Utrechter Brüderschule verloren hatte, war schon im September 1522 nach Basel gekommen, zusammen mit Georg Sagan. Er brachte Schriften Wessels nebst einer Abhandlung des Cornelis Hoen über das Abendmahl, die er schon Luther vorgelegt hatte. Hier in Basel ließ er die Schriften Wessels im Druck erscheinen und wurde im Januar 1523 mit Ökolampad bekannt, der jedoch Hoens symbolische Auffassung des Abendmahls ablehnte und die beiden Holländer weiterziehen ließ, nach Zürich. Auch Johann Eberlin scheint zu dieser Zeit hier, bei Pellican, gewesen zu sein. Ein Zuzug besonderer Art aber kam von Westen.

Deutlich spürbar wurden in Basel die Folgen der konfessionellen Kämpfe Frankreichs. Bei den Gewerben und an der Universität, überall

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 351. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/372&oldid=- (Version vom 1.8.2018)