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die faulen Kuhmelker, die waldgebornen Räuber“. Hauptwortführer aber ist der unruhige Wimpfeling aus Schlettstadt, der Patriarch der Elsässer Humanisten. Während er hier im Bischofshofe Gast Christophs von Utenheim ist, schreibt er boshafte Briefe über den Zustand des schweizerisch gewordenen Basel, und im Jahre 1505 publiziert er die Flugschrift Soliloquium mit den heftigsten Angriffen auf die Schweizer, aber auch auf Basel als die zu den Bauern abgefallene Humanistenstadt, als die den Reichsfeinden anhängende alte Elsässer Reichsstadt. Es ist vor allem die elsässische Eigenwilligkeit, die in Wimpfeling zum Worte kommt; neben ihr der Zorn der Deutschen auf die Schweizer vom Schwabenkrieg und von ihrem Bunde mit Frankreich her.

Als ideale und keiner Grenzen achtende Macht, als Führerin des Lebens der Meisten erweist sich in Basel über solches Gezänke hinweg die deutschnationale Gesinnung. Tradition und Stammesart wirken ohne weiteres und unwiderstehlich; um so hinreißender sind sie in dieser Zeit der hochgesteigerten nationalen Stimmung Deutschlands. Wie im politischen Leben eine Distanz bleibt zwischen Basel und den Eidgenossen, so kann sich in Anderem die Stadt oft mehr auf einer Linie mit Straßburg und Nürnberg empfinden als mit Bern und Zürich. Es ist ein tiefes Überzeugtsein, so sehr es auch durch den Deutschland und Kaisertum zu allernächst vertretenden Nachbar Österreich auf die Probe gestellt wird. Ein regionaler Zwist mag hier viel bedeuten, Schweizer und Landsknechte mögen wider einander stehen; das sind Konflikte, die weit zurückweichen hinter dem großen geistigen und politischen Gegensätze Deutschland-Frankreich.


Unter solchen Umständen trat Basel in sein eidgenössisches Leben.

Noch galt die im Jahre 1499 mit Frankreich geschlossene Allianz; ihrzufolge bewilligte die Tagsatzung im Februar 1507 dem König Ludwig Truppen für einen Feldzug. Basel, obgleich am Bunde nicht beteiligt, entschloß sich dennoch mitzumachen. Der Rat hob Truppen aus und gab diesen zum Führer den Ritter Hans Kilchman. Am 9. März 1507 war der Abmarsch; nach der französischen Ausmusterung in Altdorf zählte das Basler Kontingent noch zweihundertsechzig Mann. Als Ziel des Zuges galt Mailand. Aber in Varese erfuhr das eidgenössische Heer, daß es dem König zu Hilfe ziehe wider das rebellische Genua. So ging der Marsch über Alessandria, und am 25. April standen die Eidgenossen vor der stolzen Meerstadt. Gleichen Tags noch begann die Schlacht, durch den Kastanienwald hin und über die Höhen ob Genua. „Drei starke Bastionen und

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Rudolf Wackernagel: Geschichte der Stadt Basel. Dritter Band. Helbing & Lichtenhahn, Basel 1924, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wackernagel_Geschichte_der_Stadt_Basel_Band_3.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)